■ Soundcheck: Juliette Greco
Gehört: Juliette Gréco. Bis auf die dunkelgrauen Hemden der Begleitmusiker und die leichenblassen Chrysanthemen, die der Diva am Schluß überreicht wurden, war das eine Gala in schwarz: Beim Konzert mit Juliette Gréco am Montagabend in der Staatsoper funktionierte selbst die Übererfüllung aller einschlägigen Klischees noch als Reduktion – weniger auf die Anarchie als auf die Liebe und somit auch den Tod.
Unsterblich sind die Chansons von Brel, Ferré, Gainsbourg und Gérard Jouannest (ihrem Pianisten und Ehemann) aber nur solange es Interpretinnen wie die Gréco gibt. Der Theatralik in den Gesten, mit der die 68jährige ihrer Stimme den Weg bahnt, mag ein perfekt einstudiertes Repertoire an Posen zugrundeliegen. Aber sie ist offensiv, unerschrocken und bringt die Pointen, ob nun Höhen oder Tiefen im kleinen menschlichen Dasein gemeint sind, auf den zitternden Punkt. Da kann sie hemmungslos sentimental werden – und im Handumdrehen wieder so rabiat, daß man ihr das ganze Theater tatsächlich abnimmt.
Um auf die dunkelgrauen Hemden zurückzukommen: Darin steckten fünf versierte Musiker, die – noblesse oblige -keine Note zuviel, aber auch keine zuwenig spielten. Die mannigfachen Schattierungen dieses Abends, einschließlich acht Sekunden Heavy-Rock, waren bei dem formidablen kleinen Kurorchester in den allerbesten Händen.
Andreas Schäfler
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