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Archiv-Artikel

Jukebox

Go, Cat, Go!

Wenn gar nichts mehr geht, geht immer noch „Blue Suede Shoes“. Es ist eines der seltenen Lieder, die umgehend die Laune wohltemperieren und sämtliche Sorgenfalten glätten. Ehrenwort!

Mehr als 50 Coverversionen unterschiedlichster Qualität sind bis heute auf den Markt gekommen, unter anderem von Jimi Hendrix und The Residents. Die Entstehungsgeschichte von „Blue Suede Shoes“ ist ein kleines Rock-’n’-Roll-Drama. Jeder, der auch nur in der Nähe war, beanspruchte für sich, entscheidend zum Erfolg des Liedes beigetragen zu haben. Wie Johnny Cash, der behauptete, die Idee zum Song geliefert zu haben, als er einen Schwank aus der Kaserne berichtete. In einer anderen Version beobachtete Perkins einen jungen Mann, der seine Tanzpartnerin anschrie, ja nicht auf seine Schuhe zu treten. Sicher ist: Perkins schrieb den Song eines Nachts auf eine Kartoffeltüte und nahm ihn im Dezember 1955 in den legendären Sun-Studios auf. Am 1. Januar 1956 erschien die Single „Blue Suede Shoes“ (mit „Honey Don’t“ auf der B-Seite, später von den Beatles gecovert). Der Song gilt als erster Rock-’n’-Roll-Hit, weil er in allen amerikanischen Charts nach oben schoss: den R-’n’-B-, den Pop- und den Country-Charts. Schon im März desselben Jahres erschienen die ersten Coverversionen und Elvis trat mit einer Up-Tempo-Version des Songs im Fernsehen auf. Zu Hochzeiten wurden 20.000 Singles pro Tag verkauft. Carl Perkins, nicht so überirdisch schön wie Elvis Presley, nicht so männlich-gefährlich wie Johnny Cash und nicht so manisch-begabt wie Jerry Lee Lewis, hatte es geschafft: Sein großer Durchbruch stand kurz bevor, als er am 21. März bei einem Autounfall einen Schädelbruch erlitt. Statt auf Tournee zu gehen und seinen Erfolg zu genießen, lag er im Krankenhaus und sah Elvis dabei zu, wie der allen Ruhm erntete und dabei auch noch schick katzenmäßig die Hüften schwang. Näher als in diesen Wochen kam er dem großen Erfolg nie mehr. 1998 starb er mit 65 Jahren.

CHRISTINA KRETSCHMER