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Jugoslawien: Pazifisten hoffen

■ Erstmals befaßte sich das ZK der jugoslawischen Kommunisten offiziell mit Kriegsdienstverweigerern / Verweigerungsrecht abgelehnt, aber Mehrfachbestrafung ausgesetzt

Belgrad (taz) - Zum ersten Mal war in Jugoslawien die Einführung eines zivilen Wehrersatzdienstes Thema einer ZK–Sitzung des Bundes der Kommunisten. Wie jedoch kaum anders zu erwarten, kam das Zentralkomitee der Partei am Dienstag abend in Belgrad zu dem Entschluß, die von einigen Jugendorganisationen des Landes vorgebrachte Initiative zurückzuweisen. Dennoch sehen Kriegsdienstverweigerer allein in der Tatsache, daß sich das höchste Gremium der Partei mit ihrem Anliegen sachlich befaßte, einen Fortschritt. Noch vor einem Jahr wurden Verweiger nicht selten mit faschistischen Emigrantenkreisen in Verbindung gebracht und drakonisch bestraft. Wie inoffiziell bekannt wurde, soll die Mehrfachbestrafung für Pazifisten, die den Waffendienst verweigern, nun der Vergangenheit angehören. Dafür spricht die Amnestierung von Ivan Cecka, dem bekanntesten „Ugovor Vesti“ (Verweigerer) an der Adria, Anfang Februar. Der 30jährige Cecka saß bereits sieben Jahre hinter Gittern, weil er sich hartnäckig dagegen wehrte, eine Waffe in die Hand zu nehmen und „Partisan“ zu spielen. Im Herbst hatte man ihn wegen seiner Unbeugsamkeit zu weiteren fünf Jahren Militärhaft verdonnert. Verweigerer hatten bisher einen schweren Stand: Zum einen gehört Jugoslawien keinem der Militärblöcke an, zum anderen ist die Idealisierung des Partisanenkampfes während des Zweiten Weltkrieges Kern staatlicher Selbstdarstellung. Partisanen waren es, die den Vielvölkerstaat von den faschistischen Besatzern befreiten. Diese Selbstbefreiung ermöglichte es, den Sozialismus aufzubauen, ohne unter die sowjetische Fuchtel zu geraten. Daher sieht die Mehrzahl der Bevölkerung die Armee positiv.

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