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Jugendzirkus muss Standort räumenCabuwazi trennt sich im Streit

Der Kinder- und Jugendzirkus Cabuwazi muss einen von sechs Standorten abgeben. Bei der Räumung kochen alte Streitigkeiten um ein Zirkuszelt, Requisiten und Verträge hoch.

Zwei Lkws stehen auf dem Hof der Schatzinsel an der Köpenicker Straße, Männer und Frauen tragen Einräder, Kostüme und Requisiten über das Gelände. Der Standort ist Teil des Kinder- und Jugendzirkus Cabuwazi. Mit dem Inventar, das in den Bäuchen der Lkws verschwindet, wurde noch bis vor kurzem für Zirkusvorstellungen geprobt. Am Donnerstagvormittag nimmt Karl Köckenberger, der nur noch bis Ende des Jahres Betreiber der Schatzinsel ist, schon mal alles mit, was seiner Meinung nach ihm gehört.

Köckenberger ist nicht nur noch bis Jahresende Betreiber der Schatzinsel, er ist auch Gründer und Inhaber von Cabuwazi. Vor 16 Jahren hat er den Zirkus als Elterninitiative ins Leben gerufen und nach und nach zu einem der größten Kinder- und Jugendzirkusse Europas ausgebaut. Dafür erhielt er das Bundesverdienstkreuz. 2007 verließ er Cabuwazi jedoch wegen interner Streitigkeiten. Als der Zirkus im September 2010 kurz vor der Pleite stand, sah Köckenberger seine Chance: Mit seiner Gesellschaft Grenzkultur war er der einzige Käufer, der sich fand, sodass Cabuwazi seit Oktober wieder ihm gehört. Grenzkultur übernahm sämtliche Standorte. Doch weil der Bezirk ein transparentes Vergabeverfahren sicherstellen wollte, schrieb er den Standort Schatzinsel ab Januar 2011 neu aus. Neben Cabuwazi bewarb sich der Friedrichshainer Zirkus Zack, dessen Konzept der Jugendhilfeausschuss als "innovativer und partizipativer" bewertete. Damit hat Cabuwazi nur noch fünf seiner ursprünglichen sechs Standorte.

Während Köckenbergers Leute die Lkws vollladen, diskutiert er mit einer Frau, die das Geschehen kopfschüttelnd beobachtet und auf das rot-gelbe Zelt deutet, das zwischen Straße und Hof steht. "Mit dem Zelt könnt ihr doch woanders gar nichts anfangen, das wurde doch extra für den Platz hier gebaut", sagt Christine Kölbel, Platzleiterin der Schatzinsel. Köckenberger verteidigt sich: "Wir sind hier nur noch bis Ende des Jahres, da ist es ganz natürlich, dass wir schon was mitnehmen." Das Zelt könne er woanders wieder aufbauen.

Seit fünf Jahren steht das Zelt hier auf einem kleinen Hang, Statik und Größe sind genau auf den Untergrund abgepasst. Dass Köckenberger auf der Wiederverwertbarkeit der Zirkusarena beharrt, hat etwas Trotziges.

Auch wenn Cabuwazi ohne das Angebot von Grenzkultur nicht überlebt hätte, gefreut haben sich Mitarbeiterinnen wie Christine Kölbel nicht über die Rückkehr Köckenbergers. Umso angespannter ist die Situation, als Grenzkultur das Inventar am Donnerstag räumt. Dass Köckenberger sein Inventar mitnimmt, war klar, jedoch nicht angekündigt. "Diese Räumungsaktion ist unwürdig der gesamten Arbeit gegenüber." Ganz nachzuvollziehen, wessen Besitz hier weggetragen wird, ist in der Hektik schwierig. Die KollegInnen aus anderen Berliner Cabuwazi-Standorten, die den ganzen Tag die Schatzinsel durchforsteten, haben laut Kölbel auch private Einräder der Kinder mitgenommen. "Die Sachen werden wir schon wiederbekommen, aber wenn die Kinder hier ihre Sachen nicht wiederfinden, ist das schon schlimm."

Wann der neue Betreiber Zirkus Zack das Inventar wieder auffüllen kann, ist noch nicht klar. Im neuen Jahr wollen die MitarbeiterInnen der Schatzinsel gemeinsam mit dem neuen Betreiber Spendenaufrufe starten.

Zack ist bereit, alle MitarbeiterInnen ab dem 1. Januar zu übernehmen. Noch sind jedoch nicht einmal die alten Verträge gekündigt - zwischen den Angestellten und Köckenberger gibt es Streit darüber, wer hier überhaupt die Verträge auflösen muss. Kölbel und ihre KollegInnen sind bereit, die Kündigungsfrist von drei Monaten zu umgehen und sofort zu Zack zu wechseln, wenn Köckenberger sich das Zelt abkaufen lässt.

"Die haben mir 5.000 Euro für alles geboten. Aber alleine das Zelt kostet 60.000 Euro", kommentiert der das Angebot. "Solange die Einzelheiten bei Grenzkultur innerbetrieblich nicht geklärt sind, können wir nichts machen. Unser Angebot steht", sagt Olaf Schenkelberg von Zack.

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