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JugendpolitikJugend ohne Geld

■ Qualität ist das beste Rezept! Aber das geht nur mit der nötigen Ünterstützung

Heute wird das „Anpassungskonzept“ vom Jugendhilfeausschuss beschlossen. Im Prinzip hat niemand etwas dagegen einzuwenden: Qualitätssteigerung, mehr Partizipation von Jugendlichen, Stadtteilbezogenheit – alles feine Dinge. Was die Kröte so schwer zu schlucken macht, sind die Mittelkürzungen von 25 Prozent (die taz berichtete). Am Mittwochabend trafen sich MitarbeiterInnen verschiedener Bremer Jugend-Organisationen, um noch einmal Position zu beziehen. Tenor: „Die Einrichtungen und Angebote durch Mittelkürzungen verbessern zu wollen, ist absurd.“

Frank Pietrzok, jugendpolitischer Sprecher der SPD versicherte, dass die „Vorlage nicht stumpf durchgestimmt“ würde. Dennoch müsse man in den Stadtteilen prüfen, ob alle Einrichtungen notwendig seien und das hätte wohl viel zu „persönlichen Verletzungen“ geführt. Er rannte damit durch offene Türen. Eingeräumt wurde auch, dass es manchmal vorrangig um die Sicherung des eigenen Arbeitsplatzes ginge. Allerdings hätte die zuständige Behörde nie inhaltlich argumentiert und Kritik an konkreten Einrichtungen benannt.

„Jugendarbeit muss tatsächlich flexibler und vielfältiger werden“, sagte Marina Stahmann vom Jugendring. Auf der anderen Seite blieben Qualität und Jugendliche auf der Strecke, wenn sich die Einrichtungen nur noch mit sich selbst beschäftigten, zumal der Konkurrenzdruck die Atmosphäre vergifte. Auch Partizipation falle nicht einfach so vom Himmel, sagte Jürgen Blandow von der Uni Bremen. „Das ist ein aufwendiges Projekt und dafür braucht es mehr und nicht weniger Mittel.“ Beteiligung könne man eben nicht einfach verordnen: „Unsere Kultur ist keine, die das Gefühl vermittelt, es habe noch einen Sinn, sich für irgendetwas einzusetzen.“

Die PodiumsexpertInnen und das einschlägig beschäftigte Publikum waren sich schnell einig. Die in dieser Stadt betriebene Jugendpolitik ist ein deutliches Signal an die Jugendlichen – ganz nach dem Motto: Maul halten, kostenfrei erwachsen werden und dann brav Steuern zahlen, damit ihr noch ein Musical bekommt.

„Es geht nur noch um Prävention, um den Schutz der Erwachsenen“, glaubt Professor Franz-Josef Krafeld von der Uni Bremen. Diese Politik sei blind und gefährlich. „Statt in Jugend als Zukunft unserer Gesellschaft, wird lieber in die allgemeine Park-Euphorie investiert“, schäumt auch Stahmann, „Spacepark, Oceanpark, Rhododendronpark“. Dabei gäbe es auch so viel zu tun, sagte Anette Klasing vom LidiceHaus: Essstörungen, Gewalt, soziale Ungleicheiten, minderjährige Mütter ... Aus dem Publikum kam ein wertvoller Hinweis: „Gesellschaftliche Prozesse wurden noch nie durch die bessere Argumentation entschieden.“

Eiken Bruhn

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