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Jugendliche überfallen StreifenwagenU-Haft für versuchten Polizistenmord

Vier Jugendliche lockten Polizisten in einen Park, um ihren Streifenwagen mit einem Molotowcocktail abzufackeln. Den Plan führten sie nicht aus. Ihnen drohen hohe Jugendstrafen.

Die Scheibe zertrümmern und einen Molotowcocktail reinwerfen - so war der Plan, doch die Täter flüchteten vorher. Bild: dpa

BREMEN taz In Bremen haben vier 15- und 16-Jährige einen Streifenwagen in einen Hinterhalt gelockt, um ihn dort zu demolieren, anzuzünden und die Polizisten anzugreifen. Weil der Plan scheiterte, blieben die beiden 27 und 29 Jahre alten Beamten unverletzt. Die Jugendlichen sitzen wegen versuchten Mordes in Untersuchungshaft.

Einer von ihnen hatte in der Nacht zum Samstag einen Notruf abgesetzt, weil seine "Mutter im Park von einem Penner belästigt" werde. Als ein Streifenwagen in dem Grünzug im Stadtteil Gröpelingen eintraf, sprang ein Maskierter aus einem Gebüsch, schlug mit einem Baseballschläger auf die Fahrertür ein und rannte dann davon. Die Polizisten konnte den Angreifer festnehmen. Dabei stellte sich heraus, dass seine Attacke nur der Ablenkung dienen sollte, damit der Rest der Gruppe mit einem Gullydeckel die Heckscheibe zertrümmern und einen Molotowcocktail in das Fahrzeuginnere werfen könnte. Anschließend sollten offenbar die beiden Beamten angegriffen werden. Die Polizei glaubt, dass dabei auch die Dienstwaffen gestohlen werden sollten.

Dazu war es allerdings nicht gekommen, weil die Mittäter des ersten Angreifers in letzter Sekunde das Weite gesucht hatten. Die Polizei kam ihnen noch in der Nacht auf die Spur. Der Gullydeckel, Molotowcocktail, Benzinkanister und Einweghandschuhe wurden am Tatort sichergestellt.

Die Staatsanwaltschaft wertet die Aktion als versuchten Mord. "Die Beamten wurden zu Hilfe gerufen, um sie dann aus einem Hinterhalt anzugreifen", sagt Staatsanwalt Uwe Picard. "Hätten die Jugendlichen den Brandsatz tatsächlich in den Streifenwagen geworfen, wäre mit einer explosionsartigen Entzündung zu rechnen gewesen. In Sekunden hätten sich im Wageninnern Temperaturen von bis zu 1.000 Grad entwickelt", so Picard. Die beiden Polizisten wären wohl verbrannt, was die Angreifer "zumindest teilweise in Kauf genommen" hätten, hieß es in einer Mitteilung der Polizei. Die Festgenommenen hätten in Einlassungen den geplanten Hinterhalt eingeräumt. In späteren Vernehmungen schildern sie den Tathergang allerdings "widersprüchlich", so Picard. Die Staatsanwaltschaft hat an der Täterschaft dennoch keine Zweifel. In der Nacht zum Samstag beantragte die Anklagebehörde Haftbefehle gegen die vier Jugendlichen, von denen einer aus dem Libanon und zwei aus Polen stammen. Ihnen drohen Jugendstrafen von bis zu zehn Jahren. Die Polizei vermutet, dass die Jugendlichen sich an der Polizei rächen wollten. Sie sind in der Vergangenheit zwischen sechs- und 22-mal strafrechtlich in Erscheinung getreten, ein Teil von ihnen wurde offenbar kürzlich wegen Schulschwänzens zwangsweise im Unterricht vorgeführt.

Der Bremer Rechtsanwalt Sven Sommerfeld vertritt einen der Jugendlichen. Er glaubt eher an eine "spontane Tat" oder an eine Mutprobe. Den Vorwurf des versuchten Mordes hält er für unhaltbar, weil zumindest drei der Jugendlichen den Plan nicht umgesetzt haben. "Die sind weggelaufen und haben somit von dem Versuch Abstand genommen." Dies werde von der Staatsanwaltschaft jedoch "völlig ausgeblendet". Sommerfeldt will heute Haftbeschwerde einlegen. In der kommenden Woche wird ein Gericht entscheiden, ob die Jugendlichen wieder auf freien Fuß gesetzt werden.

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12 Kommentare

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  • HB
    Hans-J. Becker

    Liebe taz,

     

    dem Kommentar von Sascha Bachmann möchte ich mich ausdrücklich anschließen.

     

    Nicht nur der Umstand, dass das Foto nicht zur im Artikel beschriebenen Tat passt, sondern die eigentlich Tat, zu der dieses Foto gehört, spricht für eine völlige Gedankenlosigkeit seitens der verantwortlichen Person. Handelt es sich doch bei dem abgebildeten Fahrzeug um jenen Wagen, in dem eine junge Mutter Ostern dieses Jahres auf der Autobahn von einem Holzklotz erschlagen wurde. Meiner Meinung nach sollte ein Foto einer solchen Tat nicht als Platzhalter für x-beliebige andere Taten herangezogen werden, es sei denn, eine Assoziation ist erwünscht. Dann aber bitte *ausdrücklich* erwähnen!

  • C
    Christian

    Wobei die Unterschichtler die sich zu solchen Aktionen "gezwungen" fühlen irgendwie auch immer aus einer bestimmten Migrantengruppe entstammen.

    Da wird also schon noch etwas anderes als nur die Armut eine Rolle spielen..

  • SD
    Stefan Dernbach

    Der Aufstand der Unterschicht?

     

    Der gleichnamige Titel des Buches von Inge Kloepfer,gibt einen Vorgeschmack auf das, was immer häufiger passieren wird. Die Abgekoppelten, die Prekarianer, die Unterschichtler geraten unter Druck, und immer mehr werden ganz einfach durchdrehen.

    Wenn soziale Hilfsleistungen, wenn Unterstützung versagt wird, dann wird ein beträchtlicher Kreis von Menschen in dieser Gesellschaft - vor allem Jugendliche - im negativen Sinne - aktiv werden.

    Die Folgekosten für eine verfehlte Integrations- und Sozialpolitik, sind enorm.

     

    Stefan Dernbach, Siegen (Flimmerwelt)

  • SB
    Sascha Bachmann

    Liebe taz,

     

    wenn ihr kein Foto zu einer Story habt, dann kennzeichnet das bitte DEUTLICH oder lasst es weg. Das Bild zu diesem Artikel zeigt eine zertrümmerte Frontscheibe, im Text steht aber:

     

    "... sprang ein Maskierter aus einem Gebüsch, schlug mit einem Baseballschläger auf die FAHRERTÜR ein und rannte dann davon. ... damit der Rest der Gruppe mit einem Gullydeckel die HECKscheibe zertrümmern..."

     

    Bitte, bitte, bitte. Das Internet ist ein schnelles Medium und ein Foto ist schnell aus der Datenbank gezogen, aber bewahrt euch bitte eure journalistische Qualität!

  • HB
    Hans-J. Becker

    Liebe taz,

     

    dem Kommentar von Sascha Bachmann möchte ich mich ausdrücklich anschließen.

     

    Nicht nur der Umstand, dass das Foto nicht zur im Artikel beschriebenen Tat passt, sondern die eigentlich Tat, zu der dieses Foto gehört, spricht für eine völlige Gedankenlosigkeit seitens der verantwortlichen Person. Handelt es sich doch bei dem abgebildeten Fahrzeug um jenen Wagen, in dem eine junge Mutter Ostern dieses Jahres auf der Autobahn von einem Holzklotz erschlagen wurde. Meiner Meinung nach sollte ein Foto einer solchen Tat nicht als Platzhalter für x-beliebige andere Taten herangezogen werden, es sei denn, eine Assoziation ist erwünscht. Dann aber bitte *ausdrücklich* erwähnen!

  • C
    Christian

    Wobei die Unterschichtler die sich zu solchen Aktionen "gezwungen" fühlen irgendwie auch immer aus einer bestimmten Migrantengruppe entstammen.

    Da wird also schon noch etwas anderes als nur die Armut eine Rolle spielen..

  • SD
    Stefan Dernbach

    Der Aufstand der Unterschicht?

     

    Der gleichnamige Titel des Buches von Inge Kloepfer,gibt einen Vorgeschmack auf das, was immer häufiger passieren wird. Die Abgekoppelten, die Prekarianer, die Unterschichtler geraten unter Druck, und immer mehr werden ganz einfach durchdrehen.

    Wenn soziale Hilfsleistungen, wenn Unterstützung versagt wird, dann wird ein beträchtlicher Kreis von Menschen in dieser Gesellschaft - vor allem Jugendliche - im negativen Sinne - aktiv werden.

    Die Folgekosten für eine verfehlte Integrations- und Sozialpolitik, sind enorm.

     

    Stefan Dernbach, Siegen (Flimmerwelt)

  • SB
    Sascha Bachmann

    Liebe taz,

     

    wenn ihr kein Foto zu einer Story habt, dann kennzeichnet das bitte DEUTLICH oder lasst es weg. Das Bild zu diesem Artikel zeigt eine zertrümmerte Frontscheibe, im Text steht aber:

     

    "... sprang ein Maskierter aus einem Gebüsch, schlug mit einem Baseballschläger auf die FAHRERTÜR ein und rannte dann davon. ... damit der Rest der Gruppe mit einem Gullydeckel die HECKscheibe zertrümmern..."

     

    Bitte, bitte, bitte. Das Internet ist ein schnelles Medium und ein Foto ist schnell aus der Datenbank gezogen, aber bewahrt euch bitte eure journalistische Qualität!

  • HB
    Hans-J. Becker

    Liebe taz,

     

    dem Kommentar von Sascha Bachmann möchte ich mich ausdrücklich anschließen.

     

    Nicht nur der Umstand, dass das Foto nicht zur im Artikel beschriebenen Tat passt, sondern die eigentlich Tat, zu der dieses Foto gehört, spricht für eine völlige Gedankenlosigkeit seitens der verantwortlichen Person. Handelt es sich doch bei dem abgebildeten Fahrzeug um jenen Wagen, in dem eine junge Mutter Ostern dieses Jahres auf der Autobahn von einem Holzklotz erschlagen wurde. Meiner Meinung nach sollte ein Foto einer solchen Tat nicht als Platzhalter für x-beliebige andere Taten herangezogen werden, es sei denn, eine Assoziation ist erwünscht. Dann aber bitte *ausdrücklich* erwähnen!

  • C
    Christian

    Wobei die Unterschichtler die sich zu solchen Aktionen "gezwungen" fühlen irgendwie auch immer aus einer bestimmten Migrantengruppe entstammen.

    Da wird also schon noch etwas anderes als nur die Armut eine Rolle spielen..

  • SD
    Stefan Dernbach

    Der Aufstand der Unterschicht?

     

    Der gleichnamige Titel des Buches von Inge Kloepfer,gibt einen Vorgeschmack auf das, was immer häufiger passieren wird. Die Abgekoppelten, die Prekarianer, die Unterschichtler geraten unter Druck, und immer mehr werden ganz einfach durchdrehen.

    Wenn soziale Hilfsleistungen, wenn Unterstützung versagt wird, dann wird ein beträchtlicher Kreis von Menschen in dieser Gesellschaft - vor allem Jugendliche - im negativen Sinne - aktiv werden.

    Die Folgekosten für eine verfehlte Integrations- und Sozialpolitik, sind enorm.

     

    Stefan Dernbach, Siegen (Flimmerwelt)

  • SB
    Sascha Bachmann

    Liebe taz,

     

    wenn ihr kein Foto zu einer Story habt, dann kennzeichnet das bitte DEUTLICH oder lasst es weg. Das Bild zu diesem Artikel zeigt eine zertrümmerte Frontscheibe, im Text steht aber:

     

    "... sprang ein Maskierter aus einem Gebüsch, schlug mit einem Baseballschläger auf die FAHRERTÜR ein und rannte dann davon. ... damit der Rest der Gruppe mit einem Gullydeckel die HECKscheibe zertrümmern..."

     

    Bitte, bitte, bitte. Das Internet ist ein schnelles Medium und ein Foto ist schnell aus der Datenbank gezogen, aber bewahrt euch bitte eure journalistische Qualität!