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Jugendheimforscher über Haasenburg-Heime„Das erinnert an die DDR“

Forscher Christian Sachse fordert, die Einrichtungen der Haasenburg GmbH aufzulösen. Dort gebe es zu viele Ähnlichkeiten mit den ehemaligen Jugendwerkhöfen.

Eine Fotografie des Innenhofes des ehemaligen Jugendwerkhofes Torgau Bild: dpa
Interview von Kai Schlieter

Herr Sachse, Sie haben die Jugendheime und Jugendwerkhöfe der DDR untersucht. Fallen Ihnen Parallelen zu den Heimen der Haasenburg GmbH in Brandenburg auf?

Christian Sachse: Vieles, etwa die Isolation und das Stehen im Zimmer, die Ausstattung der Räume mit nur einem Tisch und Matratze: Das erinnert frappierend an die Jugendwerkhöfe in der DDR.

Gab es auch ein entsprechendes Belohnungssystem?

Ein Chip-System gab es nicht, allerdings mussten sich die Kinder wie in dem Heim der Haasenburg GmbH die einfachsten Dinge verdienen. Es gab ein sehr differenziertes Belohnungs- und Bestrafungssystem in den Jugendwerkhöfen. Etwa die Reglementierung der Kontakte zu den Eltern oder von Urlauben.

Das erinnert an Dressur?

Ja, es gab auch eine Theorie, die sich an das Pawlow’sche Reflexschema anlehnte. Sie gingen davon aus: Bestrafung führt auf zu Vermeidungsverhalten und Belohnung verstärkt gewünschtes Verhalten. Da wurde ein sehr simples Schema angewandt und das scheint mir auch hier der Fall gewesen zu sein.

Im Interview: Christian Sachse

59, ist Politikwissenschaftler und Theologe und hat mehrere Studien zu Jugendheimen und Werkhöfen in der DDR verfasst. Er lebt als freier Publizist in Berlin.

Geht es darum, Kinder zu brechen, um sie danach wieder neu zu konstruieren?

Genau das ist das Konzept. Es wird versucht, die Verhaltensweisen und den Willen des Einzelnen zum Widerspruch zu brechen. Dann bearbeitet man die einzelnen Verhaltensweisen so lange, bis der Betroffene „erziehungsbereit“ ist. Das war in Torgau im Jugendwerkhof die Standardformulierung: „Die Erziehungsbereitschaft herstellen.“

Welche Spätfolgen hatte diese Behandlung?

Ein Großteil der Betroffenen ist schwer traumatisiert aus diesen Anstalten herausgekommen. Die Brechung des Willens ist zwar gelungen, aber nicht der Aufbau einer neuen Persönlichkeit. Das haben wir fast als Standardbild, wenn wir mit den Geschädigten sprechen.

Wie äußert sich das?

Die haben schwere Depressionen, Nichtigkeitsgefühle, ihr eigene Selbstwertschätzung ist auf null – und zwar dauerhaft. Ähnliche Folgen würde ich in diesem Heim der Haasenburg GmbH befürchten. Auch dort wird der Wille gebrochen. Es wird zu schweren Depressionen kommen und zur Unfähigkeit, mit normalen Lebenssvollzügen zurechtzukommen. Auch Beziehungsunfähigkeit muss befürchtet werden.

Hängt das damit zusammen, dass in Brandenburg die Vergangenheit nicht aufgearbeitet wurde, was sich schon darin äußert, dass es erst seit 2010 erstmals eine Landesbeauftragte für die Aufarbeitung gibt?

Diesen Zusammenhang sehe ich ganz eindeutig. Es gab ja diese verhaltenstherapeutisch orientierten vier Sonderheime der DDR. Da warten wir seit 25 Jahren darauf, dass sich das Land Brandenburg dieser Geschichte stellt.

Ist die Situation im Heim der Haasenburg GmbH durch erneute Auflagen durch das Land heilbar?

Ich weiß aus Erfahrung, wie schwer es ist, solche Heime wie die der Haasenburg GmbH zu reformieren. Da wäre am besten ein richtiger Schnitt. Vielleicht kann es eine Nachfolgeeinrichtung geben, die eine neue Führung und ein neues Konzept bekommt. Da bin ich klar für die Auflösung dieser Einrichtung.

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32 Kommentare

 / 
  • JM
    Jan Maier

    Es ist sehr bedauerlich, dass die TAZ dieses an sich sehr wichtige Thema auch wieder zur Hetze gegen die DDR nutzt.

     

    Mir kommt es vielmehr so vor, als wäre das Konzept der Haasenburg-Heime aus Amerika importiert worden. Es orientiert sich offenbar bis hinein in Details an den Heimen der WWASPS-Gruppe. WWASPS steht für World Wide Association of Specialty Programs and Schools. Diese in Utah ansässige Firma wird von mormonischen Geschäftsleuten betrieben und betreibt überall auf der Welt zahlreiche Heime für schwerwerziehbare Jugendliche.

     

    http://http://antiwwasp.com/

  • M
    Maria
  • A
    anonyma

    @Wolfgang

     

    auf die DDR bedeuten ist auch keine Lösung, gibts/gabs im Westen auch - Mißhandeler gibt überall - schlimm die meisten sind sich dessen nicht mal bewußt.

     

    Klar kann man sich engagieren - das mit der werktätigen Basis würde ich jetzt nicht behaupten...

     

    Ich führ meinen eigenen Integrationsbeweis. Ist allein schon erstaunlich, wer einem aufgrund welchem Wissen dabei zur Seite und wer wie auf was reagiert, wer einem Arbeit gibt usw.

     

    Frustierend ist schon zu wissen das die Leute die mich beinahe und andere in den Selbstmord getrieben, lustig weitermachen und was das an Geldern(fließige Berufstätig und Steuerzahler ist dies euer Schuldablaß?) fließt. Da dauert halt eben bis einem jemand glaubt "So geht das auch!" anstatt Erziehung und Betreuung nach Schema für alle anstatt "indivduelle Förderung". Steht als Buzzword in vielen Beschreibungen und Konzepten, aber fragt die Leute - wärs nicht traurig könnte ich darüber lachen...

     

    Was willst soll man denn vor Ort machen? Jemanden anrufen bestimmt - kommt darauf wer an anderen Ende sitzt und was der/die machen kann bzw möchte.

     

    Ich behaupten die Barbarei beruht beruht auf Angst um das eigene Ansehen oder um den eigenen Lebensstandard.

     

    wie heißt so schön "Wer am Boden liegt, der wird getretten!"

     

    Gibt aber so einen bemerkenswerten Fehlannahme in irgendsoeiner Wissenschaft: " Randgruppen haben nur Freunde im eigenen Milieu"

  • W
    Wolfgang

    Hallo taz,

    wozu die DDR immer noch herhalten muß !!?? Es ist zum Schreien. Schon laaaaange tot, aber zum Relativieren von gegenwärtiger Schande immer noch gut.

    Es ödet mich nur noch an.

  • W
    Wolfgang

    Zu: @ von "grausam"

     

    Die meisten Menschen in Deutschland haben sich freiwillig dazu "hergegeben". Der Kapital-Faschismus in Deutschland hatte eine freiwillige Massenbasis.

     

    'Wie konnte es dazu kommen?' - Hierzu müssten wir die deutsche (Vor-)Geschichte erforschen. In Deutschland hat es niemals eine erfolgreiche Revolution gegeben, vor allem nur Anpassung an die jeweilige Herrschaft, so auch bis heute: an die reale Diktatur des Kapitals, der objektiven Herrschaft der Finanz- und Monopolbourgeoisie und deren gesellschaftspolitischen bürgerlichen Administration, einschließlich staatlichen Gewaltapparat, Parteien, Regierungen und Parlamentsmehrheit.

     

    Hinzu kommt die historische Tatsache: Die SPD-Führungen standen stets auf der Seite der Finanz- und Monopolbourgeoisie. Die deutsche Sozialdemokratie und ihre Gewerkschaftsführungen verhinderten einen (notwendigen) antifaschistischen Bürgerkrieg in Deutschland und Europa!

     

    Eine Emanzipation vom deutschen (Kapital-)Faschismus hat es bis heute nicht gegeben. Siehe hierzu auch die historische Niederlage der unvollkommenen antifaschistisch-antiimperialistischen Deutschen Demokratischen Republik.

     

    Für Antifaschismus und Antikapitalismus gibt es bis heute keine werktätige Massenbasis in Deutschland!

  • Z
    Zombie-Elvis

    @ grausam...

     

    "Zeigt aber auch wozu sich Menschen hergeben, wenn sie dabei beobachtet werden, wie sie sich verhalten wenn sie nicht beobachtet werden bei derartigen "Experimenten"."

     

    Beim Milgram-Experiment war doch die Situation doch im Gegenteil, dass die wahren Probanden oft schon aufhören wollten, weil sie die Reaktionen derjenigen, die sie vermeintlich mit Elektro-Schocks traktierten, furchtbar fanden. Die wahren Probanden standen die ganze Zeit nicht nur unter Beobachtung, sondern wurden ermahnt, trotz allem weiterzumachen.

    Insofern zeigt das Experiment doch eher einen Gegensatz von Empathie und den Anweisungen von Autoritätspersonen, die dann oft (wenn auch mit Unbehagen) realisiert werden.

     

    Das muss man dann auch nicht versuchen zu externalisieren (à la typisch Amerika bzw. Kindersoldaten in Afrika bzw. Türkei aktuell). Ich glaube nicht, dass das Experiment "bei uns" wesentlich anders ausgegangen wäre. Und Waffengewalt war bei dem Experiment auch keine im Spiel.

    Das Experiment stellt vielmehr die Frage, was unter "zivilisatorischen" Bedingungen immer noch an Barbarei möglich ist.

  • A
    anonyma

    Danke Herr Georg Schmidt,

     

    ein ganzes Buch erfinden wozu? Zu besser machen reichen ein paar Seiten.

     

    Wissenschaft ist doch kein Egotrip. :(

    Okay gibt auch hier solche, solche, solche - schon traurig...

    aus welchen Grund-Motivation grob gesagt 2/3 der Menschen ihr Verhaltenskodex ableiten, oder reagieren - wer auch ein ganzes Buch

     

    wozu - ich glaub mehr und mehr das ist keine Unwissenheit sondern gewollt Gesellschaftlich gewollt

  • DR
    Daniel Rotd

    ich bin froh, dass es zeitungen wie taz in diesem lande gibt, die solchen erschütternden themen investigativ begegnen und sie publizieren. mich schockiert auf der anderen seite die blindheit unserer gesellschaftlichen misstände und die ignoranz gegenüber den rändern der bevölkerung, wie sie sich auch in manchen kommentaren zeigt.

  • GZ
    grausam zu was Menschen fähig sind

    an Pico

    habe gerade eine Seite gelesen über dieses "Milgram-Experiment". Es ist grausam. Zeigt aber auch wozu sich Menschen hergeben, wenn sie dabei beobachtet werden, wie sie sich verhalten wenn sie nicht beobachtet werden bei derartigen "Experimenten". Auf so eine Idee kommt nur Amerika ?

    Könnte man jetzt auf viele Situationen in der Welt hernehmen, wo Kindersoldaten dazu gezwungen werden sogar ihre eigenen Geschwister zu vergewaltigen oder zu töten, würden sie es nicht machen, werden sie selbst erschossen.

    Nehmen wir die schlimmste Zeit in Deutschland, wer hat sich da alles hergegeben um nicht selbst ermordet zu werden.

    Nehmen wir die Türkei, wo es gerade so gewaltsam abgeht, womit hat man den Polizeieinheiten gedroht oder Belohnungen versprochen, damit sie so handeln wie sie handeln.

    Schaut man die Kriege an, die Amerika angezettelt hat, das ihre Soldaten tatsächlich glauben etwas Gutes zu tun wenn sie eingreifen und Hunderte Menschen töten.

    Auch alles so eine Art Experiment ? Man muss sie nur überzeugen davon, das es richtig sei was sie tun, tun sollen oder gar müssen ????

  • L
    lauschfaktor

    der anfängliche Artikel zu HAASENBURG war für mich erschütternd. Gewisse Parallelen zu den Jugendwerkhöfen, wie aus meinen Bekanntenkreis einer sie mir mitteilte, sind wohl nicht zu leugnen.

    Das es auch anders geht, bzw. bereits vorher eingegriffen wird, bevor Kinder und oder Jugendliche in geschlossene Heime kommen sollen, läßt sich ganz gut an den Projekten der Stiftung Dr. Haar erkennen.

  • SG
    Schmidt Georg

    der Fall Mehmed ist wohl das schlechteste Beispiel-nach vielen hin und her, wurde der 13 jährige in die Türkei abgeschoben, begleidet hat ihn seine 15 Jährige deutsche Freundin-nachdem er einige zeit in der Türkei verbracht hat, ist er wieder in Bayern-hier zeigt sich die Hilflosigkeit einiger Ämter und hat mit den Kindern in Heimen nix zu tun, M war nie in einem solchen Heim und was hier , in diesem Forum, gemacht wird , ist eh nur Stroh dreschen-denn keiner der Experten und forscher hat je eine Nacht in so einem Heim verbracht, hat nie die Angst eines heranwachsenden miterlebt, sei es nun vor der unmenschlcihen Behandlung, diese Kinder kommen von einem Horror in den anderen-Angst und Schrecken werden sie bis ans Lebensende begleiten und da wird von Chip usw gefaselt-Ihr seid genauso unmenschlich wie die, die diese Kinder in die heime bringen und die, die diese heime leiten !

  • A
    Arne

    @Rosa:

    "Mehmed" konnte abgeschoben werden, der war kein Deutscher. Für sowas rückt der deutsche Staat keinen müden Cent raus. Da hat jede rotgrüne Mutti, die zum Jugendamt rennt, weil ihr Sohnemann ein bisschen hyperaktiv ist und deshalb evtl. kein Einser-Abi hinlegen wird, mehr Chancen, dass das Jugendamt dafür eine teure individualpädagogische Maßnahme anordnet.

     

    Ansonsten ist es tatsächlich verantwortungslos, wenn jemand mit 14 schon 60 Delikte begangen hat, dass dieser Mensch nicht in eine individualpädagogische Maßnahme gesteckt wurde. Gesetzlich sollte irgendwo festgelegt sein, dass dies ab einer bestimmten Anzahl von Delikten erfolgt und dies regelmäßig überprüft wird, ob die Maßnahme, die gewählt wurde, greift. Deutlich auftretende Deliquenz spricht dann für andere Schritte, aber bestimmt nicht für eine Unterbringung in solchen Heimen.

    Das kostet aber und solange der Staat auf Abschiebung machen kann oder evtl. auch bei Menschen, die er nicht in einen anderen Staat abschieben kann, deren Kosten zumindest nur solange tragen muss, bis sie 18 sind und dann das Land als Kostenträger für die Justiz oder ein Landschaftsverband als Kostenträger für eine Psychiatrie tätig wird, wird versucht werden, das alles so günstig zu lösen wie möglich. Dann Merkel sind die westdeutschen Kommunen ja so gut wie pleite.

  • R
    Rosa

    Bei aller berechtigren Kritik an geschlossenen Heimen:

     

    Sag mir bitte mal jemand wie man mit jugendlichen Intensivstraftätern umgehen soll, die sich jeglichen Kontroll- und Erziehungsversuchen widersetzen.

     

    Wie zum Beispiel im "Fall Mehmed",:

     

    "Bereits vor seinem 14. Geburtstag hatte „Mehmet“ mehr als 60 Diebstähle und Einbrüche, Körperverletzungen, Erpressungen, Nötigungen und Raubüberfälle begangen.":

     

    https://de.wikipedia.org/wiki/Fall_Mehmet

     

    der schließlich in die Türkei abgeschoben wurde.

  • A
    Arne

    Ich finde es angenehm, dass sich hier, nachdem sich die erste Empörung gelegt hat, auch schon teils fundiertere Beiträge in den Kommentaren finden und würde es begrüßen, wenn die TAZ mal mehrere Punkte untersuchen würde, die mehr Aufschluß über die Jugendarbeit in Deutschland geben würden.

     

    Das Belohnungssystem mit Chips und ähnlichen Münzverstärkungssysteme sind aus der Verhaltensforschung abgeleitet und können evtl. bei psychisch gesunden Menschen etwas erreichen, bestimmt sind sie ungeeignet bei Menschen, die man nach schweren Traumatisierungen weiter psychisch und wohl auch physisch schädigt. Ebenso sind die ganzen Konzepte, auch die, die hier in den Kommentaren von der AWO geschildert werden, in einem gleich: Sie berücksichtigen nicht das Individuum, das auf jeden Vorfall anders reagieren kann aufgrund seiner Persönlichkeit und seiner Vorgeschichte. Keines der Heime holt den Jugendlichen dort ab, wo er steht, ihm wird ein Konzept übergestülpt, dass ihm zu passen hat. In diesen Kopnzepten fehlen vollständig jedliche individualpädagogischen Ansätzen, von eher systemischen Lösungen ganz zu schweigen, die eben auch berücksichtigen müssten, ob die Umwelt des zu Betreuenden überhaupt so funzt, wie sich das wohl das Heim vorstellt.

    Die Taz sollte nun untersuchen, welche Jugendämter Jugendliche in Heime schicken, deren Tagessatz ebenfalls eine individualpädagogische Betreuung in einer sozialpädagogischen Lebensgemeinschaft mit einem Betreuer in 1:1-Besetzung möglich machen würde.

    Desweiteren sollte auch untersucht werden, inwieweit sich die Landesjugendämter und Landschaftsverbände durch Gängelund und unsinnige Vorschriften mitschuldig an der Existenz solcher Heime machen.

    Denn, @Picho, es gehört nicht unbedingt zu der Ausbildung von Erziehern und Sozialpädagogen, selber reflektieren zu können, es ist aber für einen solchen Job unerläßlich. Im rotgrünen NRW wird jeder gerade von der Universität kommende Sozialpädagoge einem berufserfahrenen Heilerzieher z.B. vorgezogen, da die Landschaftsverbände dermaßen dämliche unindividuelle Vorschriften machen, um freie Träger zu drangalisieren und ihm somit auch die Personalauswahl schwer zu machen. (Ein verantwortlicher Träger stellt deshalb natürlich nicht ungeeignetes Personal ein, sondern muss seine freien Plätze reduzieren.)

    Hierbei spielt nicht mal das geringe Lohnniveau eine Rolle (Ein studierter, evtl. unfähiger Sozpäd bekommt mehr als ein fähiger pädagogisch erfahrener Mitarbeiter. Das ist TVÖD!).

     

    Erinnert dies an die DDR?

    KA, ich habe nie in der DDR gelebt, weiß aber, dass in deutschen Heimen Ende der 70er Jahre ein Umbruch stattfand, der tatsächlich individuellere Strukturen zuließ. Der Prozeß ist aber tatsächlich mit der deutschen Einheit wieder zum Stillstand gekommen und man schaut wieder neidvoll auf die Staaten, die sich ihr Sozialsystem nicht von Kohls, Schröders, Fischers, Hartzens und Merkels ruinieren ließen, sondern weitermachten, wo die BRD eben lieber eine große DDR werden wollte mit Kanzlerinnen mit FDJ-Geschichte. In Norwegen gibt es keine Heime mehr, in den Niederlande wurden die Debatten weitergeführt, die hier unterbunden wurden aus Geldmangel. Leider haben wir uns in der BRD auch abgewöhnt, noch nach anderen Lösungsansätzen in anderen Staaten zu schauen und sehen lieber auf die Südeuropäer runter, mit denen wir uns noch zu vergleichen trauen.

    Das ist ein strukturelles Problem, dass sich im Bereich der Heime nur hier deutlich zeigt.

  • SG
    Schmidt Georg

    anderseits, mal so nebenbei, muss man sagen, diese ganze Methoden lassen aber auch auf eine gewisse Hilflosigekeit der Erzieher schliessen , ohne diese nun in Schutz zu nehmen, nehme ich meine Tochter, die ein rechter Teufel war und oft kaum zu bändigen, die Betreuerinnen im Kita oft nassgeschwitzt und dann in der Grundschule-das Glück für uns und der Tochter, sie, die Tochter, traf überall auf gute Erieherinnen/Lehrer, die sich fast für sie den Hintern aufrissen-heute ist das Mädchen vorzeigbar-hilfsbereit und relativ beliebt-mit Grauen denk ich daran, was passiert wäre, wäre sie auf eine Sonderschule gekommen!

  • FT
    Free the mind

    Die aktuelle Forschungsergebnisse Hirnforscher Professor Richard Davidson zeigen teils diametrale Inhalte zur angewandten Praxis wie "den Willen brechen", auf.

    "Wie Meditation unsere Seele heilen kann - der Dokumentarfilm "Free the mind""

    http://www.daserste.de/information/wissen-kultur/ttt/sendung/hr/sendung_vom_16062013-102.html

  • SG
    Schmidt Georg

    wie gesagt-man gibt kaputte Kinder in die Hände von kaputten Leuten und gibt ihnen, den Kindern, den Rest-einfach-schlicht-grausam-ich habe meine Zeit in solchen Händen ohnen grösseren Schaden, denke ich, überstanden, im Umgang, sag ich mal, mit meinen eigenen Kindern vermeide ich schon mal, so eine diktatorischen Haltung, die Erinnerung an diese Heimzeit ist aber immer noch im Hinterkopf !

  • P
    Picho

    Wer jetzt aus berechtigter Empörung auf das Personal eindrischt - das "Milgram-Experiment" googeln...und dann in den Spiegel schauen.

  • R
    ridicule

    "…Das erinnert an Dressur?

     

    Ja, es gab auch eine Theorie, die sich an das Pawlow’sche Reflexschema anlehnte. Sie gingen davon aus: Bestrafung führt auf zu Vermeidungsverhalten und Belohnung verstärkt gewünschtes Verhalten. Da wurde ein sehr simples Schema angewandt und das scheint mir auch hier der Fall gewesen zu sein."

     

    Umgangssprache - ok, wo sie hingehört!

     

    Aber - ein Forscher, der über eine "Theorie" spricht,

    sollte wissen, was er sagt.

     

    1. ist die beschriebene beabsichtigte Verhaltensänderung

    gerade keine reflexgesteuerte.

    2. ist die Pawlow'sche Theorie längst als auf falschen Annahmen

    und Versuchsaufbau basierend - Russe hin oder her - widerlegt;

    und - wie Heinz von Foerster launig anmerkt,

    gab's dafür keinen Nobelpreis.

  • I
    Irmi

    17.06.2013 09:47 UHR

    von anonyma

    Das mit dem Willen brechen, was natürlich bei solch einer "Behandlung" irgendwann geschieht, muss das Jugendamt wohl zugestimmt haben, sonst hätten sie die Jugendlichen nicht dort untergebracht und für die "Erfolgsergebnisse" so eine unglaubliche Mengen Geld bezahlt (Steuergelder natürlich).

     

    Wenn Leute solche Methoden anwenden, sind sie in meinen Augen selbst krank, sonst würden sie sich nicht an wehrlosen Kindern austoben, ihre Macht und innere Grausamkeit ausleben. Die ganze Bande die an dem "Projekt" beteiligt war, einschließlich derer die sie dort wissentlich eingewiesen haben, müssen zur Verantwortung gezogen werden und keinesfalls auf Bewährung. Sie sollen alle in den schlimmsten Knast den Deutschland zu bieten hat mit anschließender Sicherungsverwahrung.

  • A
    anke

    Ich schätze, Leute wie die, die die Haasenburg betreiben, haben selbst derartige "Konditionierungsprozesse" durchlaufen. Wenn nicht in einem DDR-Jugendwerkhof oder in einem katholischen BRD-Heim, dann zu Hause, in der Schule oder im "Freundes"-kreis. Wie sonst wäre es zu erklären, dass sie offenbar unfähig sind zurechtzukommen mit "normalen Lebenssvollzügen" und statt dessen für Geld und/oder ein gutes Gefühl junge Menschen drangsalieren müssen, die ihnen persönlich nie etwas getan haben, und die auch ohne sie Probleme genug hätten? Meiner Meinung nach gehört schon ein erhebliches Maß an "Nichtigkeitsgefühle[n]" und eine "dauerhaft […] auf null gestellt[e]" "Selbstwertschätzung" dazu, so etwas nicht nur zu tolerieren, sondern nach Kräften zu befördern. Eine ruinierte "Beziehungsunfähigkeit" jedenfalls kann wohl keinesfalls schaden dabei.

     

    Übrigens: Wer Kant gelesen hat (was zugegebenermaßen nicht ganz einfach ist), kann auf die absurde Idee, nach der "Brechung des Willens" ließe sich der "Aufbau einer neuen Persönlichkeit" betreiben, gar nicht erst kommen. Laut Kant nämlich ist eine Persönlichkeit (unter anderem) das "Vermögen eines Wesens" den "von seiner eigenen Vernunft gegebenen, reinen praktischen Gesetzen" zu gehorchen. Die Betonung liegt dabei nicht nur auf "praktischen", sondern vor allem auf "eigenen". Von (gewalttätigen) Patriarchen ist in dem Zusammenhang jedenfalls nicht die Rede. Und auch nicht von (Landes-)Auflagen.

  • W
    Wolfgang

    Bemerkung zur Ablenkung - von der geschilderten Heimrealität der Gegenwart - im Zusammenhang mit dem deutschen Faschismus.

     

    Die Aussage und Schlagzeile "Das erinnert an die DDR", dient zugleich auch als ein Ablenkungsmanöver von der faschistischen Verwandtschaft zur Gegenwart - nicht nur im Jahr 2013.

     

    So schiebt man, ideologisch passend, auch zum sog. "Volksaufstand" - der westdeutschen Kapital-Prätorianer, die Verantwortung ab, auf die liquidierte konsum-unvollkommene DDR.

     

    Zugleich spart man sich damit die verwandtschaftliche Auseinandersetzung in der bestehenden "Sozialen Marktwirtschaft", in der realen Profit- und Erziehungswirtschaft der Bourgeoisie und Aktionäre, mit dem deutschen Kapital- und Erziehungs-Faschismus - von vor 1945 bis in die Gegenwart 2013.

  • E
    Exorzismusanstalt

    Die Methoden die in einigen geschlossenen Heimen angewandt wurden und werden, erinnern stark an den Exorzismus (Willen brechen)und deren körperliche Züchtigung.

    Rechtssoziologisch, medizinisch als Wahnsinnige in geschlossenen Anstalten medikamentieren, die nächste Sanktionsstufe die körperliche Züchtigung, alles um den Willen zu brechen.

    Theologe mögen mir bitte das Gegenteil belegen.

  • S
    Stefan

    Danke für den instruktiven Vergleich; auf den entsprechenden Vergleich mit Heimen in der BRD warte ich gespannt. Im besten Fall gibt es nach allem, was mir Bekannte, die dieses System durchlitten haben, berichteten, graduelle Unterschiede - und häufig auch gar keine. Interessant auch, dass der Herr Theologe die Unterdrückungsmechanismen in kirchlichen Heimen nicht erwähnt.

  • AU
    Andreas Urstadt

    Es gab am 4 Maerz eine ZDF Doku ueber Kinderheime im Westen und m E wird hier vom Westen abgelenkt und den Kirchen, die Kirchen stehen wiederum dick auf der Linkliste der Haasenburg, die Tradition sieht somit ganz anders aus. Dazu entscheiden Richter ueber die Einweisung, von denen keiner DDRsozialisiert ist.

     

    Deutschland macht immer noch den Mauerfallfehler, anstatt das nach Aussenorientierung fuehrte und Vergleich nationaler Selbstbezug.

     

    Dazu nochmals, Obama in den USA reichte es, die Dinge sind viel komplexer, und man will dann einfach Dinge aus anderen Kulturen uebernehmen, anstatt noch lang Paedagogen Psychologen u Psychiater zu finanzieren, die die Raten nicht senken konnten. Das Bullyingproblem in den USA haengt mit den Dingen zusammen. Es werden soziokulturelle asiatische Loesungen empfohlen, es sind think tanks dran beteiligt, die nicht Psych/Paed betont sind. Es sind bottom up und nicht top down Loesungen. U a haben die Analysen der PISA Studien zu Singapur u China Obama dazu bewogen zu sagen, es reicht, keine Zeitverschwendung mehr. Bullying/Kriminalitaet/etc sind gegenseitige Indikatoren mit superschlechten Prognosen wirtschaftlich.

     

    Ausserdem, waere die automatische Kompetenzzuweisung an Paedagogen Psychologen Psychiater hier zu hinterfragen. Diese Berufe sind mit Disziplinargesellschaft verbunden (vgl u a Foucault), die loest sich aber auf bzw hat sich aufgeloest. Es findet zu sehr Denken in der Nussschale statt.

  • TE
    Thomas Ebert

    Leider ein sehr einseitiger und vordergründiger Artikel!

    Belohnung und Bestrafung sind doch Teil einer jeden Erziehung. Die Formen sind natürlich von Elternhaus zu Elternhaus verschieden. Was ist schlecht an einer Erziehung, die positive Verhaltensweisen unterstützt? Die eventuelle Ähnlichkeit zu Einrichtungen der vergangenen DDR,oder zu US-Bootcamps, werden den betroffenen Jugendlichen herzlich egal sein.

    Nach der Lektüre von Makarenko ( "Flaggen auf den Türmen" u.a.) und den Kenntnissen über das "Pädagogische Konzept" der Hasenburg zeigt sich ein deutlicher Unterschied. Während Makarenko mit Liebe, Geduld und der Dynamik von Gruppen sein Umerziehungswerk durchführte, wird in der Haasenburg mit Gefühlskälte und Individualisierung operiert.

    Ob das Zimmer nun mit Tisch und Matratze ausgerüstet ist, das ist doch völlig nebensächlich, wichtig ist der Umgang mit den Kindern und Jugendlichen.

    Die fast völlige Abschottung von der Umwelt durch geschlossene Unterbringung und Beschulung, die Zensur der spärlichen Aussenkontakte und die völlige Kontrolle über den gesamten Tagesablauf verhindern eine erfolgreiche Sozialisation der Jugendlichen nach der Entlassung aus der Jugenhilfeeinrichtung.

    Nicht nur die Haasenburg GmbH betreibt Einrichtungen dieses Kalibers. Hier mal die Selbstbeschreibung des Konzepts der "Karawane", einer Einrichting der AWO in Neubrandenburg :

    - hochstrukturierte Tagesabläufe/

    Wochenpläne garantieren Sicherheit

    - individuell formuliertes operantes

    Regelsystem (Münzverstärkersystem)

    - entwicklungsorientiertes Gruppen-

    modell zum sukzessiven Aufbau

    von Eigenverantwortlichkeit

    - Vermittlung Basiskompetenzen

    im Einzel- und Gruppensetting

    - engmaschige Erziehung und Begleitung

    - Betreuungsmehrbedarf, Einzelbetreuung

    bei Notwendigkeit

    - heiminterne Beschulung in Kooperation

    mit ortsansässigen Schulen

    - Erlernen lebenspraktischer Kompetenzen

    im hauswirtschaftlichen Bereich

    - Erlernen von Arbeitstugenden im

    Werkstattbereich

    - Sport- und Beschäftigungsprogramme

    - tiergestütztes Arbeiten zur Förderung

    von Empathie und Verlässlichkeit

    - enge Zusammenarbeit mit Kinder- und

    Jugendpsychiatrien sowie sekundären

    Leistungsanbietern

     

    Übrigens werden die Einrichtungen in MV und Brandenburg gern von Jugendämtern aus HH und NS beschickt.

  • P
    P.Haller

    Es ist ja immer toll, wenn sich jemand mit Heimen in der DDR beschäftigt. Aber meines Wissens gibt es die DDR doch gar nicht mehr.

    Wäre es nicht evtl. angebracht, den Fokus auf Heime wie die Haasenburg zu richten, dann hätte die ganze Forscherei wenigstens halbwegs einen Nährwert.

    Aber nicht nur weil es dort zu viele Ähnlichkeiten mit DDR-Heimen gibt, sondern weil dort verbrecherische Zustände herrschen !!

  • S
    Suse

    mich hat der Artikel zum Jugendheim Haasenburg schwer schockiert. Ich hoffe doch eindringlich, dass durch die Aufdeckung dieser Zustände sich schnellstens etwas ändert. Und dass die Verantworlichen zur Rechenschaft gezogen werden.

  • A
    anonyma

    Jemandes Willen zu brechen ist zwar gelungen?

     

    Willen brechen - der Wille ist doch aller Antrieb da ist nichts krank und muß nichts gebrochen werden.

     

    Nein bedeute nein! Alles andere ist ein Angriff auf die Würde des Menschen - Vorzeichen hin oder her Nein heißt Nein und PUNKT.

     

    Jemand in solcher Weise zu manipluieren ist (versuchter) Mord!

     

    Wo leben wir denn bitte?

     

    Bloß irgendwer glaub irgendein Zettel macht ihn zu einen besserer Menschen und deshalb darf er anderen Menschen seine Lebensvorstellung drücken das schlägt doch dem Faß den Boden aus!

     

    Es gibt immer einen Grund warum ein Mensch geboren wird -

    und Mensch egal wann was schief läuft im Leben hat Träume und Wünsche...

     

    Was Wahnsinn und was für eine Verschwenung an Zeit, Geld und wundervollem Leben das Menschheit weiß Gott was einen Dienst erwiesen hätte.

     

    Was für eine grausame Wissenschaft und nein das ist keine Frage des Geldes - es sind Fragen die sich Mensch bei Werdung stellt und sich entscheidet auf welche Seite er sich stellt.

     

    Neid, Gier, Mißgunst, Angst, Habsucht, Geltungssucht... - keine Frage des Willen aber es gehört jede Menge Mut dazu sich selbst in Frage zu stellen.

     

    ein besseres System - Nein wär schon da liegt nur an den Menschen. Bezüglich Menschenleben gilt keine Entschuldigung

     

    ob direkt oder indirekt (versuchter) Mord bleibt (versuchter) Mord.

  • J
    Jörg

    Danke für diese Aufdeckung (gemeint ist der ursprüngliche Artikel + die aufbereitenden). Sie ist sehr kostbar. Ich hab jetzt mal wieder am taz zahl ich Projekt teilgenommen.

  • SG
    Schmidt Georg

    ein Forscher forscht und was macht er mit seinen Forschungsergebnissen ???? das, früher sagte man Erziehungsheime, keine Spielwiesen sind, das war schon vor 100 Jahren klar, da nützen auch Forscher nix, das Schlimme, dass diese ganzen Forscher eben auch nix ändern, max schreiben sie ein Buch, das niemand liest !