Kommentar: Jugend im Jammertal
■ Atomare Zukunft mit Macht-Appeal
„Das ist ja momentan eine grauenhafte Zeit“, schimpft Bremens oberster Naturschützer Gerold Janssen, nachdem er bei der Mahnwache gegen Atomtests einen riesigen Feldstrauß abgelegt hatte. „Nur wen interessiert das zu Zeiten des Schlußverkaufs? 35 Prozent der Amerikaner wissen nicht mal, daß es Hiroshima gegeben hat. Aber vielleicht ist es bei uns demnächst genauso.“
Tatsächlich scheint der jüngeren Generation, die bei der Mahnwache und vergleichbaren Aktionen durch beständige Abwesenheit glänzt, alles egal, was nicht unmittelbar zum eigenen Vorteil gereicht. Diese schlimme Jugend, kein Verstand mehr, oder? Ist es etwa ohne Verstand, wenn die Jugendlichen genau das tun, was ihnen die Erwachsenen an den Hebeln der Macht vorgeben? Sie betrachten die Atomtests als innerfranzösisiche Angelegenheit, in die man sich, unter Freunden, nicht einmischen sollte.
Gut geschmiert, Kohl, deine Macht hat Appeal. So viel, daß das Gros der HoffnungsträgerInnen des Staates präzise im System funktioniert, während die Loser im hannoverschen Fallout der Gehirne das System durch die Erstürmung von Penny-Märkten zu sprengen versuchen. Das System wirds überleben, hat andererseits jedoch geringere Halbwertzeiten als bestimmte radioaktive Substanzen mit 30.000 Jahren. Und bis dahin wird sich die Jugend doch wohl wieder einkriegen. Dora Hartmann
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