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Jürn Kruse Mitarbeiter der WocheDöpfner & Wilhelm

Als sich vor einem Jahr der Bundesverband der deutschen Zeitungsverleger (elegant abgekürzt: BDZV) traf, war Mathias Döpfner auf hundertachtzig: „Wir erleben im Netz nach wie vor eine mit öffentlich-rechtlichen Geldern finanzierte Flut textbasierter Gratis-Angebote“, schoss der Springer-Vorstandsboss Richtung ARD, „eine gebührenfinanzierte Staatspresse, die den Wettbewerb verzerrt und uns Presseverlagen kaum Entfaltungsmöglichkeiten lässt.“ Und: „Es braucht die Vielfalt der privaten Angebote. Nur Staatsfernsehen und Staatspresse im Netz – das wäre eher etwas nach dem Geschmack von Nordkorea.“

Staatspresse, Nordkorea – das ganz große Besteck hatte Döpfner in Stuttgart ausgepackt. Aber: Das war ja 2017. Vorm Krieg. Quasi. Da war ja noch Karola Wille ARD-Vorsitzende. Die Älteren werden sich erinnern.

Doch jetzt, 2018, sitzt ja der Intendant des Bayerischen Rundfunks Ulrich Wilhelm auf dem ARD-Chefsessel.

Und Wilhelm und Döpfner, die sind ganz dicke. Schon vor Wilhelms Amtsantritt hatte Döpfner im Spiegel gesagt, wie sehr er sich freue, dass jemand Verantwortung übernähme, „der versteht, warum journalistische Vielfalt für Meinungsfreiheit und Demokratie essenziell ist, mit dieser Intelligenz und Kenntnis“.

Ach, mit dieser Intelligenz und Kenntnis. Das geht runter wie Fritten mit ordentlich Majo.

Mittlerweile gibt es ja eine Einigung darüber, was ARD und ZDF zukünftig im Netz machen dürfen. Und wenn es dann doch mal Streit gibt, soll es eine Schlichtungsstelle geben – von Verlegern und Öffentlich-Rechtlichen. Da wird das dann beigelegt. Dass so ein Konstrukt womöglich nicht dem gerecht wird, dass es eigentlich die Rundfunkräte als Vertreter der Allgemeinheit sind, die die Aktivitäten in der ARD überwachen? Sei es drum. Lieber ein schlechter Frieden als gar kein Frieden.

Und deshalb spricht Wilhelm auch auf der diesjährigen BDZV-Tagung am Dienstag in Berlin. Nordkorea? Staatspresse? Schwamm drüber.

Hoffentlich zeigt er seine ganze Intelligenz und Kenntnis. Ach, bestimmt zeigt er die. Und Döpfner wird dann in seiner Rede mit Sicherheit auch keine Anleihen aus dem Sozialismus oder Kommunismus (was herrscht in Nordkorea genau?) mehr nehmen, außer vielleicht: Freundschaft!

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