Jüngste Abgeordnete im EU-Parlament: Die Krise endlich ernst nehmen
Die Dänin Kira Marie Peter-Hansen ist mit 21 jüngste Abgeordnete in Brüssel. Sie setzt sich für LGBT-Rechte ein und will Klimapolitik mitgestalten.
Über ihr Alter habe sie gar nicht nachgedacht, bevor Zeitungen darüber geschrieben hätten, sagt Peter-Hansen. „Aber vielleicht kann ich mit meinem Beispiel ja andere junge Leute für die Politik begeistern, sodass sie verstehen, dass ihre Stimmen genauso viel wert sind wie die der Älteren. Und wir brauchen auch mehr Frauen in der Politik!“ Klar mache es mehr Spaß, auf Partys zu gehen. „Aber der Globus kann sich nicht von alleine retten.“ Sie habe in den Tagen seit der Wahl jedenfalls schon sehr viele Rückmeldungen bekommen: „Ich glaube, ich bin so ein Typ, dem die Leute etwas zutrauen.“
Seit vier Jahren ist Peter-Hansen in der rot-grünen Sozialistischen Volkspartei aktiv. Als diese angefragt habe, ob sie nicht auf der Wahlliste der Partei für die Europa- oder die Folketingwahl kandidieren wolle, habe sie sich gegen das Parlament in Kopenhagen, das Folketing, und für die Brüsseler Chance entschieden.
„Im Folketing streiten sie sich um Burkaverbote oder ob es bei den Schulmahlzeiten Schweinefleischfrikadellen geben muss. Aber die großen Fragen werden auf EU-Ebene entschieden. Will man wirklich grüne Politik betreiben, muss man dort hin.“ Vielleicht sei es auch der Besuch einer internationalen Schule gewesen, der in ihr das Interesse für internationale Politik geweckt habe.
Kira Marie Peter-Hansen
„Ich träume von einer Welt ohne Krieg und Armut“: So präsentierte die junge Frau sich in der Wahlbroschüre ihrer Partei. „Und dass wir die Klimakrise endlich ernst nehmen“, hieß es dort weiter. Europa solle endlich Verantwortung für alle Menschen auf der Flucht übernehmen. Als drittstärkste Partei bei den Europawahlen in Dänemark schickt die Sozialistische Volkspartei nun zwei Abgeordnete nach Brüssel: Neben Peter-Hansen als der jüngsten mit der 74-jährigen Margrete Auken auch eine der ältesten. Im Brüsseler Parlament werden sie zur gleichen Fraktion wie die deutschen Grünen gehören.
Ob Peter-Hansen schon konkrete Pläne hat? „Erst mal muss ich mich orientieren. Was aber schon klar ist: Mein Studium werde ich wohl unterbrechen müssen.“ Sie strebe einen Sitz in einem Ausschuss für Klima oder LGBT-Rechte an. Über Instagram wolle sie berichten, was im Parlament passiert. Viel Gutes, wie sie hofft: „Ich freue mich, zusammen mit anderen Europa in eine grüne und progressive Richtung lenken zu können.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin