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■ Ein Bericht„Judentransport“

Über den Transport, mit dem Isaak Krauthammer und 8.204 Juden aus Kolomea in das Vernichtungslager von Belzec gebracht werden sollten, existiert ein peinlich genauer Bericht des verantwortlichen deutschen Kompanieführers. Hier ein Auszug:

„Bei dem großen Auftrieb an umzusiedelnden Juden in Kolomea hat trotz der von mir geäußerten Bedenken die Sicherheitspolizei alle Juden in die gestellten 30 Waggons verladen.

Schon nach kurzer Fahrtzeit versuchten die Juden bei einzelnen Waggons alle Seiten und sogar die Wagendecken zu durchbrechen, so daß schon fünf Stationen vor Stanislau Zugwart Jäcklein den Bahnhofsvorsteher fernmündlich bat, Nägel und Bretter für eine behelfsmäßige Verschließung der schadhaften Waggons bereitzulegen. Die langsame Fahrt wurde immer wieder von den noch kräftigen Juden benutzt, um sich durch die gewaltsam geschaffenen Öffnungen zu zwängen und in der Flucht ihr Heil zu suchen.

Das Kommando hatte die mitgeführte Munition kurz hinter Lemberg bereits verschossen, so daß es sich für den Rest der Fahrt mit Steinen und mit dem aufgepflanzten Seitengewehr helfen mußte. Die immer größer werdende Panik unter den Juden, hervorgerufen durch starke Hitze, Überfüllung der Waggons und den Leichengestank – es befanden sich beim Ausladen etwa 200 Juden tot im Zug – machten den Transport fast undurchführbar.

Bei den Aktionen sind keine besonderen Vorkommnisse eingetreten. Die Zusammenarbeit der Ortspolizeikräfte mit den Kräften der Sicherheitspolizei war gut und reibungslos.“

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