■ Standbild: Johnny Walker kommt
„Männer zum Mieten“, Mittwoch, 22 Uhr, ARD
Die Mindestgröße sollte schon 1.80 Meter sein, teilt der Chef des Wiener „Begleiterservice für Damen“ mit. An der Wand hängt ein weiblicher Akt, seine Hände sind wie weiland beim Führer vor dem Gemächt gefaltet. Die Herren sollten unaufdringlich, flexibel, stets zu Diensten und vielseitig zu gebrauchen sein. Da bin ich doch dabei! Allerdings habe ich so was schon zu Hause, wenn auch nur in Form einer Küchenmaschine.
Aber noch andere Fähigkeiten sollten die Herren besitzen, fährt der Chef fort, wie etwa Golf, Bridge, Selbstverteidigung, Kunst, Theater... Was noch? Kein Polyester, kein schlechtes Schuhwerk, keine weiße Socken. Ganz wichtig: Beim Sakko mit vier Knöpfen den letzten stets geöffnet halten, bei einem mit dreien aber nur den mittleren. Oder war es der oberste? Egal, bei einer Stundenmiete von 70 Mark, finde ich, muß eine Dame sicher sein können, daß der Herr weiß, welche Knöpfe er wann und wo zu öffnen hat.
Walker Andreas versichert, daß es ihm Spaß mache, Menschen zu helfen. Wenn die Dame nicht atttraktiv sei, fühle man sich aber mehr als Sozialarbeiter. Die vorgeführten Damen allerdings sind attraktiv: ein reiches Töchterchen, eine Reise-Autorin, eine Geschäftsfrau. Die macht Walter schon im Taxi klar, was sie von ihm erwartet: den Sekretär mimen und das Maul halten. Keine gute Rolle für Andreas. Ganz egal, wo man ihn mit Töchterchen antrifft (Papa zahlt!), in der Boutique, im Nachtlokal, in der Kunstgalerie – unentwegt ist er am Rumquaken: „Kunst ist nicht Zementierung, sondern freischwebend...“ O Gott. Dafür auch noch zahlen? Da kann man ja gleich heiraten, wenn man immerzu Vorlesungen hören will. Die gibt es auch in der Firma. Coaching-Runden und Brainstorming. Die Rede ist von Schutz, Unterhaltung, Kompetenz, Beziehungs- und Sachebene. Wenn Männer was machen, dann aber gründlich. Frauen machen es sich, mal unter uns gesagt, doch ein bißchen leichter: „Normal 50, mit Stöhnen 100 – also, was ist jetzt?“
Die Sprecherin wird derweil lyrisch: Frauen allein unterwegs – entweder Freiwild oder Mauerblümchen... schwarze Sheriffs der Nacht... nächtliche Ritter... Für den schwarzen Sheriff Walter macht Geschäftsfrau Patricia 3.000 Eier locker. Also, wenn Sie mich fragen, was ich mit 3.000 DeEmm..., aber mich fragt ja wieder keiner. Fanny Müller
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen