Johannes Kopp über Schwarze Fußballtrainer: Hautfarbe spielt doch eine Rolle
Gewiss, wenn der FC Bayern München wieder einmal Deutscher Fußballmeister wird, ist es nicht einfach, diesem Vorgang etwas Besonderes abzugewinnen. Am Sonntag passierte das schließlich schon zum 34. Mal. So war es eigentlich naheliegend, Harry Kane in den Mittelpunkt der Feierlichkeiten zu zerren. Der arme Kerl aus England trifft zwar seit Jahren wie kein Zweiter das Tor, nur ein Titel war dem mittlerweile schon 31-Jährigen nie vergönnt gewesen. Das erste Mal für Kane – damit wurde auch dieser Meisterschaft ein historischer Anstrich verpasst.
Eine andere Premiere spielte unterdessen bei allen Würdigungen der Saisonleistungen des FC Bayern München erstaunlicherweise keine Rolle: Erstmals wurde eine Mannschaft der Bundesliga von einem Schwarzen Trainer in der Abschlusstabelle auf Platz eins geführt. Will man es positiv betrachten, könnte dies als großer Fortschritt gepriesen werden. Die Hautfarbe spielt eben keine Rolle in der deutschen Eliteliga, weshalb darüber auch niemand ein Wort zu verlieren braucht.
Die Fakten sprechen aber eine andere Sprache. Denn der Belgier Vincent Kompany feierte schon zu Saisonbeginn eine besondere Premiere. Einen Bundesligaverein, der mit einem Schwarzen Trainer in die Saison ging, hatte es bis dahin auch noch nie gegeben. Damals bemerkte bereits der Deutsch-Ghanaer Otto Addo, der einst für Borussia Dortmund kickte und heute das Nationalteam von Ghana trainiert, welch große Vorbildfunktion Kompany zukomme: Schwarze Kinder könnten nun sehen, dass sie nicht nur Fußballprofis, sondern auch Trainer von großen Klubs werden könnten.
Anlässlich der internationalen Wochen gegen Rassismus hatte Kompany selbst die mangelnde Diversität an der Spitze vieler Unternehmen thematisiert, die zu keinen guten Lösungen für die Basis führen könnten. Er sprach ein strukturelles Defizit an, das eben auch in der Fußball-Bundesliga augenscheinlich ist. Darüber kann nicht oft genug gesprochen werden. Der erste Titel für einen Schwarzen Trainer kann diverse Kräfte freisetzen. Und Harry Kane sei er natürlich auch gegönnt.
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