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Johannes Kopp Russia TodayHeißlaufende Programme und ein Feuerwerk an Fragen

Achtung! Für den Wahrheitsgehalt dieser Kolumne kann ich nur eingeschränkt garantieren. Die Inhalte beruhen zum Teil auf Übersetzungen, die mir ein Übersetzungsprogramm aus dem Internet zur Verfügung gestellt hat.

Seitdem ich die Mails meiner russischen Fluggesellschaften dort einspeise, weiß ich, dass man besser nicht immer alles wörtlich nehmen sollte. Kürzlich sollte ich noch einmal einen Inlandsflug bestätigen. Und die abschließende Ermahnung der russischen Airline wurde mir wie folgt ins Deutsche übertragen: „Andernfalls behält sich die Fluggesellschaft das Recht auf automatische Transplantation vor.“ Selbst die maschinell erstellten Texte im Internet vermitteln nicht gerade ein freundliches Bild von Russland.

Praktisch sind diese Dolmetscher ja schon. Angeblich soll den Taxifahrern in Russland vor dem Start der WM eine Art Handbuch mit den wichtigsten englischen Sätzen übermittelt worden sein, aber das hätte man sich sparen können. Vereinfacht gesagt gibt es da zwei Spezies: zum einen diese Taxifahrer, die einen schon morgens früh um sieben Uhr mit ihren verspiegelten Sonnenbrillen nur kurz beim Einsteigen anschauen und schweigen. Mit Kommunikationshilfen ist man bei diesen Typen falsch. Und die anderen, wie etwa Anis, der aus Tadschikistan stammt, sind viel zu neugierig, um sich mit diesen wenigen Sätzen zufriedenzugeben. Sie sind besser ausgerüstet.

Als ich direkt vor dem deutschen WM-Lager in Watutinki in sein Auto einsteige, dessen Frontscheibe derartig viele Risse hat, dass sie wie ein Krikelkrakel-Bild eines Kindes aussieht, stellt er sofort den Übersetzer auf seinem Mobiltelefon ein. Es folgt ein Feuerwerk an Fragen. Das kleine Gerät läuft heiß.

Woher ich komme, wie mir Russland gefällt, bei welchen Spielen ich war, und ganz wichtig: ob ich Mesut Özil im Lager gesehen habe. Anis ist großer Özil-Fan. Das behauptet zumindest die mechanische Frauenstimme aus dem Mobiltelefon. Ich will das gern glauben. Anis scheint mir ein großer Fußballkenner zu sein. Und in diesem Fall halte ich die Dolmetschermaschine für manipulationsunverdächtig.

Seit zehn Jahren lebt Anis angeblich schon in Watutinki und ist stolz, weil er seit Kurzem auch offizielle Papiere bekommen hat. Sein Leben in der Illegalität hat ein Ende. Es ist nicht einfach für Menschen aus Tadschikistan in der Hauptstadt, klärt mich die Frauenstimme auf. Das alles klingt glaubwürdig. Russland sei eine große Demokratie, tönt es abgehackt aus dem Telefon heraus. Doch mal wieder ein Übersetzungsfehler? Vielleicht glaubt Anis das auch wirklich.

Sicherheitshalber führe ich den freundlichen Özil-Fan aus Tadschikistan lieber nicht in diese unsägliche Integrationsdebatte ein, die in Deutschland um seinen Lieblingsspieler und Ilkay Gündoğan entbrannt ist.

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