Jobmarkt erholt sich: Frühlingssonne auf dem Arbeitsmarkt
Warmes Wetter, anziehende Konjunktur, eine neue Zählweise in der Statistik und der frühe Beginn der Osterferien lassen die Arbeitslosenzahlen sinken - sogar die Kurzarbeit schrumpft.
BERLIN taz/dpa | Nach dem langen und frostigen Winter hat der deutsche Arbeitsmarkt im April vom überraschend starken Frühjahrsaufschwung profitiert. Die Zahl der Jobsuchenden sank um 162.000 auf 3.406.000. Somit waren 178.000 Menschen weniger ohne Beschäftigung als noch vor einem Jahr, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag in Nürnberg berichtete. "Das ist angesichts der konjunkturellen Rahmenbedingungen eine erfreuliche Entwicklung", kommentierte BA-Chef Frank-Jürgen Weise.
Allerdings wäre die Lage ohne eine Änderung der Statistik im vergangenen Mai nicht ganz so positiv. Ohne diesen Sondereffekt läge die Zahl der Arbeitslosen sogar minimal über dem Vergleichswert vom Vorjahr. Doch nach der neuen Zählweise nahm die Arbeitslosenquote im April um 0,4 Prozentpunkte auf 8,1 Prozent ab. Auch die saisonbereinigte Zahl der Arbeitslosen ging um 68.000 auf 3,285 Millionen nach unten. "Dies lässt auf eine konjunkturbedingte Verbesserung am Arbeitsmarkt schließen", erläuterte die Bundesagentur.
Allerdings hätten sich auch die frühen Osterferien bemerkbar gemacht - die Einstellungen zum Ende der Ferien zählten im April dieses Jahres schon mit. In Westdeutschland ging die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vorjahr weniger stark zurück als in den neuen Bundesländern, hieß es am Donnerstag bei der BA.
Dass die Folgen der Wirtschaftskrise weiterhin moderat sind, liegt vor allem an der Kurzarbeit. Doch selbst auf diese Notlösung müssten die Unternehmen inzwischen nicht mehr so oft zurückgreifen, erläuterte BA-Vorstand Raimund Becker. Nach jüngsten Schätzungen der BA für den Anfang des Jahres arbeiteten rund 850.000 Menschen aus konjunkturellen Gründen in Kurzarbeit. Auf dem bisherigen Höchststand im Mai 2009 waren es noch 1,516 Millionen gewesen. Bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung wies die Statistik mit 27,23 Millionen (jüngster Stand vom Februar) im Jahresvergleich einen Rückgang um 74.000 Stellen aus.
Die Zahl der Vollzeitbeschäftigten ging sogar deutlich stärker zurück, doch wurde dies in der Statistik durch einen Anstieg der Teilzeitbeschäftigten zum Teil kompensiert. "Innerhalb der noch unübersichtlichen Lage der Weltwirtschaft erweist sich der deutsche Arbeitsmarkt derzeit als Fels in der Brandung", sagte Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU).
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