Jimmy Wales expandiert: Wikia übernimmt deutsches Wiki
WebsiteWiki, ein deutsches Website-Verzeichnis wurde von Wikia geschluckt. Dessen Chef Jimmy Wales will das deutsche Projekt nun auf andere Länder ausdehnen.
MÜNCHEN dpa/taz | Die vom amerikanischen Wikipedia-Gründer Jimmy Wales betriebene Community-Plattform Wikia übernimmt das deutschen Website-Verzeichnis WebsiteWiki. Wie das Unternehmen am Montag am Rande der Internet-Konferenz Digital Life Design in München mitteilte, erreicht Wikia Deutschland mit dem Kauf von WebsiteWiki die Gewinnzone. "Außerdem verdoppeln wir mit diesem Schritt unsere Reichweite im deutschsprachigen Raum", sagte Wales.
Das 2007 gegründete WebsiteWiki listet und kategorisiert deutsche Websites nach formalen Kriterien und auf hat nach eigenen Angaben mehr Beiträge als das deutsche Wikipedia – insgesamt 1,3 Millionen, was es zum größten Online-Lexikon (Wiki) im deutschsprachigen Raum mache und zu einem der fünf größten weltweit. Auf dem deutschsprachigen Wikipedia findet man zur Zeit ein wenig mehr als 1 Million Artikel.
Diese Art von Größe ist freilich sehr relativ. Erstens fallen die Beiträge auf WebsiteWiki eher spartanisch aus. Und auch die Reichweite von Websitewiki ist wenig beeindruckend: Im vergangenen Vierteljahr lag WebsiteWiki auf Rang 971 der Alexa-Rangliste für Deutschland. Zum Vergleich: Wikipedia liegt auf Rang 6.
Wales kündigte an, das Konzept von WebsiteWiki nun auch auf andere Länder und Sprachräume auszudehnen. Die deutschsprachige Wikia betreibt bereits die Ratgeber-Community FragWikia. "Wikis bieten ein ideales Online-Forum für Menschen, um ihre Erfahrungen aus erster Hand zu teilen und von anderen zu lernen", betonte Wales.
Anders als das Spenden finanzierte Wikipedia, ist Wikia ein kommerzielles, werbefinanziertes Angebot. Die Wikia-Plattform umfasst weltweit 80.000 Communities mit zuletzt 28,3 Millionen Besuchern (unique visitors). "Am Anfang ging es bei neuen Wikia-Seiten vor allem um typische Fanthemen wie die Star-Wars- oder Star-Trek-Filme", sagte Wales. "Mittlerweile wachsen besonders die Angebote zu Rezepten oder Foren von politischen Aktivisten."
Um auch weniger internetbegeisterte Verbraucher anzusprechen, kündigte Wales weitere Verbesserungen der Nutzeroberfläche und vereinfachte Funktionen zum Anlegen und Pflegen von Inhalten an.
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