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sydney-syndromJetzt geht`s lo-os

Immer noch sind die doofen Sportarten dran, wenn man des Nachts angeschickert nach Hause gewankt kommt. Zwerge stemmen oder reißen 165 kg, Damen in süßen, altmodischen Minikleidchen schlendern hockeyspielend über den Rasen, Pferdturnen mit und ohne Pferd, Bodenturnen mit und ohne Busen.

Lustig ist, dass die Kommentatoren live immer von der Superiorität „unserer“ Sportler ausgehen: „Ja, das können die Deutschen richtig gut“, sagt einer sinngemäß genau in dem Augenblick, als der Pferdturner den Halt verliert und seine Familienjuwelen gegen den Pferderücken knallen, aua. In der geschüttelten und gerührten Version am Abend wird das viel vorsichtiger formuliert. Apropos geschüttelt und gerührt: Früher hat man noch mit Strichnin gedopt. Das waren Zeiten! Mancher Marathonläufer hat glatt das Ziel verfehlt und ist einen Teil der Strecke wieder zurückgetaumelt. Heutzutage gewinnt man ja höchstens mal beim Schwimmen oder Triathlon oder so.

Stephan Vuckovic, der Silbermedaillengewinner im Triathlon, behauptet, es sei im total schnurzpiepe, ob er nun Gold oder Silber oder sonstwas kriege, so was von egal. Den anderen aber nicht. Grit Breuer zum Beispiel floss aus dem Sprinterinnenmündchen: „Fantastisch, wie sich Wucko geschlagen hat. Das war ein echter Krimi. Am liebsten wäre ich aufgesprungen, was aber nach zwei Operationen nicht möglich ist.“

Plötzlich ist Fahrradfahren in. Ein Deutscher hat die erste Goldene geholt, Gott sei Dank. Gerne formulieren die Männer und Frauen am Mikrofon so etwas mit „jetzt ist der Bann gebrochen“, oder „ein Anfang ist gemacht“. Beim Schwimmen wird dagegen kräftig abgelost, Franzi ist draußen, aber Poschi, des ZDFs wichtigster und elegantester Mann, steckt seine Waden beim Schwimmer-Interview tief ins Trainingsbecken – das hilft garantiert. Und so haarige Waden hat das Becken auch bestimmt noch nie gesehen. JENNI ZYLKA

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