■ Jesse Jacksons Erfolg in Belgrad war ganz im Sinne Washingtons: Mission erfüllt
Was immer er in Belgrad erreichen werde, hatte Bill Clintons Sicherheitsberater Samuel Berger den Bürgerrechtler Jesse Jackson gewarnt, es werde keine Auswirkungen auf die Bombenkampagne der Nato gegen Jugoslawien haben. Die Reise Jacksons und seiner Delegation habe nicht die Unterstützung der Administration in Washington.
War das die schroffe Haltung einer Regierung, die von Diplomatie einfach nichts wissen will? Mitnichten. Es war eher geschicktes Kalkül. Jackson konnte die Freilassung der drei seit einem Monat gefangenen US-Soldaten nur erreichen, wenn er nicht als Emissär des Washingtoner Oberbefehlshabers in Belgrad erscheint. Also schlüpfte der Clinton-Freund in seine Pastorenrobe und bezeichnete sich als „Pilger im Namen des Friedens und nicht der Politik“. Er brachte Videos mit Familiengrüßen und Bibeln für die inhaftierten Soldaten mit.
Jackson selbst hatte noch vor seiner Abreise aus Washington die Strategie benannt: Wenn seine Mission von Präsident Clinton autorisiert wäre, so brauchte er sie gar nicht erst anzutreten. Gegenüber Miloevic hielt er sich an die wesentlichen Nato-Forderungen nach einem Abzug der jugoslawischen Truppen aus dem Kosovo und der Rückkehr der Flüchtlinge unter dem Schutz einer bewaffneten internationalen Truppe. Miloevic' Wutausbrüche, der Westen behandle ihn als „Satan“, konterte Jackson mit dem Bibelvers vom Löwen, der mit dem Lamm liege, sowie mit der Aufforderung zum gemeinsamen Gebet.
Kaum waren die drei GIs an die amerikanische Kirchendelegation überstellt, klangen die Töne aus dem Weißen Haus schon viel versöhnlicher: Man begrüße die Freilassung der Soldaten, und über die anfängliche Distanz der Clinton-Administration zu Jacksons Vermittlungsbemühungen wolle man jetzt gar nicht mehr diskutieren. Stefan Schaaf
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