Jesse Jackson beleidigt Präsidentschaftskandidat: "Obama macht Schwarze schlecht"
Hinter der Kamera zog der Bürgerrechtler über Barack Obama her, weil der schwarze Väter kritisiert hatte. Pech, dass es Aufnahmen davon gibt. Nun hat er seinen eigenen Sohn gegen sich.
![](https://taz.de/picture/384589/14/Jackson.jpg)
Reverend Jesse Jackson, einer der führenden Köpfe der schwarzen Bürgerrechtsbewegung, hat sich entschuldigt - ausgerechnet beim demokratischen Präsidentschaftskandidaten Barack Obama. Jackson hatte nämlich am Sonntag im Fox News Channel, kurz vor einem Interview, gegenüber einem anderen Gast böse über Obama gelästert. Dabei vergaß er wohl, dass in Fernsehstudios die Mikrofone meist schon auf Lauschfunktion gestellt sind, bevor die Kameras auf Sendung gehen, und jede noch so kleine Regung der Anwesenden aufzeichnen.
Festgehalten ist nun die Bemerkung Jacksons, Obama diskreditiere die Schwarzen. Aber nicht nur das: "I want to cut his nuts out", fügte Jackson, der seit Jahren mit Obamas Frau, Michelle, persönlich bekannt ist, nach Ohrenzeugenberichten hinzu. Was so viel heisst wie: Er würde ihm gerne die Eier abschneiden.
Jackson, der 1984 als erster Schwarzer um die demokratische Präsidentschaftskandidatur kämpfte - allerdings erfolglos, bezog sich mit seinen abfälligen Bemerkungen auf Obamas jüngste Moralpredigten vor Kirchenbesuchern in Chicago, in denen dieser kritisierte, afroamerikanische Männer kämen ihrer Verantwortung als Väter nicht nach. Jackson kommentierte, Obama solle lieber die Politik und die Regierung in Washington für den Zerfall schwarzer Familien verantwortlich machen.
Zunächst hatten sich, so berichtet die britische Tageszeitung Guardian, die Fernsehstationen geweigert, die Äußerungen Jackson wiederzugeben. "Zu gemein", befand CNN-Mann Wolf Blitzer. Schließlich strahlte Fox Television doch in der Nacht zum Donnerstag Aufnahmen aus, auf denen zumindest zu hören ist, wie Jackson sagt: "Barack macht die Schwarzen schlecht."
Doch da hatte Jackson schon längst eine Stellungnahme lanciert, in der er ausgiebig Obamas Kandidatur für den Posten im Weissen Haus preist. Seine Unterstützung für Senator Obamas Kampagne sei eindeutig. Für eventuell entstandene Kränkungen und Schäden, die das Privatgespräch verursacht haben könnte, entschuldige er sich ausdrücklich.
Obamas Wahlkampfquartier hat die Entschuldigung angenommen. Pikant ist jedoch, dass der Vizeleiter von Obamas Kampagne ausgerechnet Jesse Jackson Jr. heisst und sich gemüßigt sah, selbst die Bemerkungen seines Vaters zu kommentieren. Obwohl er ihn liebe, so Jackson Jr., "lehne ich die hässliche Rhetorik meines Vaters zutiefst ab". Er solle doch bitte jegliche persönlichen Attacken und Angriffe für sich behalten.
Bill Burton, ein weiterer Sprecher von Obama fügte hinzu, der Senator würde als jemand, der ohne Vater aufgewachsen sei, das Thema elterlicher Verantwortung schon seit Jahren immer wieder ansprechen und dabei auch nicht unter den Tisch fallen lassen, wie wichtig es sei, dass Väter am Leben ihrer Kinder Anteil nähmen.
Jesse Jackson Senior selbst spielt in Obamas Kampagne keine offizielle Rolle. Es soll jedoch, so die New York Times, in der Vergangenheit schon zu Spannungen zwischen Jackson und dem Obama-Lager gekommen sein. Jackson ist bekannt für deftige Sprüche und ein ausgesprochenes Geltungsbedürfnis.
Die Bemerkungen Jacksons lassen jedoch den Riss zwischen Obama und der älteren Generation schwarzer Politiker, die aus der Bürgerrechtsbewegung kommen, deutlicher werden. Der könnte einem Kandidaten, der sich jenseits der ethnischen Spaltungen der Gesellschaft zu positionieren versucht, noch schwer zu schaffen machen. Nicht wenige in der schwarzen Community nehmen ihm seine Distanzierung von seinem früheren Pastor Jeremiah Wright übel, dessen umstrittene Äußerungen zu Amerikas Mitverantwortung für den 11. September bei den demokratischen Vorwahlen als Munition gegen Obama in Stellung gebracht wurden.
Zudem ist er momentan in Erklärungsnot, was seine veränderte Haltung zu bestimmten Themen, inklusive den Irakkrieg, angeht. Obama selbst, so der "Guardian", bestreitet, dass er aus wahltaktischen Gründen ins Zentrum gerückt sei. "Die Menschen, die das behaupten, haben mir anscheinend nicht zugehört", sagte er dazu in Atlanta.
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