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Jelzin bekommt großzügige Umschuldung

■ Gläubigerstaaten strecken Rückzahlung von 32 Milliarden Dollar auf 25 Jahre

Paris (AFP) – Die westlichen Gläubigerstaaten sind Rußland bei seinen 40 Milliarden Dollar Auslandsschulden weit entgegengekommen. Nach mehr als viertägigen zähen Verhandlungen gestanden sie zu, daß Rußland die Schulden über 25 Jahre abstottern kann – und handelten damit ganz nach dem Wunsch des Wahlkämpfers Boris Jelzin. Die Gläubigerstaaten hatten wegen ihrer eigenen Wirtschafts- und Finanzprobleme ursprünglich eine Umschuldungsperiode von höchstens 18 Jahre gewähren wollen. Im Anschluß an eine letzte Marathonsitzung veröffentlichten die im Pariser Club vereinigten 18 staatlichen Kreditgeber in der Nacht zum Montag eine Erklärung, in der sie auf die Bedeutung einer erfolgreichen Umsetzung des russischen Wirtschafts- und Finanzprogramms hinweisen. Auf Deutschland entfällt etwa die Hälfte der vorwiegend noch aus der Zeit der Sowjetunion stammenden Auslandsschulden.

Das Zugeständnis gehe zahlenmäßig über alle Abkommen hinaus, die der Pariser Club bisher in seiner 40jährigen Geschichte ausgehandelt habe, heißt es in der Erklärung. Die staatlichen Gläubiger gehen davon aus, daß die russische Regierung ihren Schuldendienst nun in vollem Umfang leisten kann. Seit 1993 waren in drei Etappen bereits insgesamt 29 Milliarden Dollar umgeschuldet worden, doch mußte darüber für jedes laufende Jahr zwischen Moskau und dem Pariser Club neu verhandelt werden.

Gestern wollte die russische Delegation in London die Verhandlungen über ein Umschuldungsabkommen mit den Gläubigerbanken aushandeln, bei denen die Russen mit schätzungsweise 32 Milliarden Dollar in der Kreide stehen. Die im Londoner Club zusammengefaßten Banken richten sich im allgemeinen nach den vom Pariser Club gewährten Zugeständnissen.

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