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Jeder braucht Komplimente

■ Ex-Soft-Cell-Vokalist Marc Almond über Drogen, Popstars und Techno

Auf seinem neuen Album Fantastic Star verabschiedet sich der Ex-Soft Cell-Vokalist Marc Almond endgültig vom pompösen Kitsch-Pop und seinen Jacques Brel-Cover-Versionen und widmet sich verstärkt tanzbaren von Glam-Rock beeinflußten Klängen. Vor laufenden Fernsehkameras gab er im Schmidts Tivoli kürzlich einen seiner neuen Songs tonlos mit bewegten Lippen zum Besten. Vor diesem Auftritt sprach die taz hamburg mit einem tatsächlich androgyn wirkenden, bis unter die Zähne tätowierten und vor Leben sprühenden Pop-Chansonnier.

taz: Deine sehr discolastige Comeback-Single „Adored And Explored“ dürfte viele Fans gehörig vor den Kopf gestoßen haben.

Marc Almond: Ich denke nicht. Ich finde, daß ich auf meiner neuen Platte eher zu meinen Anfängen zurückkehre. Soft Cell waren eine der ersten Techno-Bands! In den letzten zwei Jahren habe ich wieder sehr viel Techno und Trance gehört, bin viel in Clubs gegangen und habe eine Menge DJs kennengelernt. Meine Fans erwarten von mir etwas Unerwartetes.

Ist die Story von „Adored And Explored“ und dem Album Fantastic Star die Geschichte des verehrten Popstars Marc Almond?

Wahrscheinlich schon. Jeder, der eine Bühne betritt, eine Platte aufnimmt, Model oder Schauspieler ist, möchte verehrt und bewundert werden. Auch ich genieße es, wenn die Leute zu meinen Konzerten kommen, meine Songs mitsingen und lieben, was ich mache. Wer mag so etwas nicht? Jeder freut sich über ein Kompliment, egal ob es wegen etwas ist, was man geschrieben hat oder wegen etwas, das hübsch aussieht. Jeder braucht so etwas, um sich wohl zu fühlen.

Auf Deiner Drei-Städte-Tour im vergangenen Jahr hast Du seit langer Zeit das erste Mal auch wieder Soft Cell-Material gespielt. Wieso dieser Sinneswandel?

Fast zehn Jahre lang habe ich es konsequent abgelehnt, die Stücke live zu spielen. Als Soft Cell sich auflösten, wollte ich mich als Solo-Musiker etablieren. Für mich war es eine Herausforderung, wieder ganz von vorne zu beginnen. Ich denke, ich habe mir das Recht, sie zu spielen, inzwischen wieder erkämpft. Ich habe wirklich verschiedene Platten gemacht und auch als Solo-Künstler Erfolg gehabt.

Marc Almond-Konzerte waren bisher sehr seltene Ereignisse.

Um ehrlich zu sein: Ich hatte ein Drogenproblem und konnte lange Zeit nicht aus dem Haus gehen und keine Menschenmassen sehen. Platten wie Tenement Symphony oder Enchanted waren außerdem zu studioorientiert und ließen ein ökonomisches Tour-Set-Up nicht zu. Das ist nun aber vorbei, ich möchte wieder viel live spielen.

Fragen: Timo Hoffmann Fr., 28. März, 21 Uhr, Große Freiheit

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