: Jean Genets Die Zofen
Mit Genets Die Zofen kann man einiges machen, nur ein Skandalstück wird daraus heute nicht mehr. Aber zwischen der abstrakten Bedrohung durch menschliche Hülsen („reine Metaphern“, wie Genet es nannte), mit der ein Theater-Experimentator wahrscheinlich hantieren würde, und kitzeligem Boulevard, den das Staatstheater hervorholen würde, steckt immer noch eine Menge Interpretationsspielraum. Peter Löscher, designierter Schauspieldirektor am Baseler Theater, hat sich für seine Koproduktion mit Kampnagel, die später ins Basler Repertoire übergeht, dafür entschieden, mit Schauspielertheater das Stück auf die kriminelle Vorlage zurückzuführen.
Der mißlungene Versuch zweier Schwestern, ihre Herrin zu ermorden, weil diese die Verleumdung des Ehemanns durch die beiden Zofen entdecken könnte, führte zu der anschließenden Tötung einer der beiden Schwestern, die sich, gefangen in Rollenspielen „Herrin/Zofe“, stellvertretend vergiftete.
Mit der Dominanz der „Krimi“-Geschichte über die Form kann Unterhaltungstheater auf hohem Niveau entstehen. Mit den drei bühnen- und fernsehgestählten Schauspielerinnen Tanja von Oertzen, Annette Uhlen und Anna Stieblich sowie einer monströsen Videowand, die etwas Außenwelt hineintragen wird, hat Löscher eine Theatersituation geschaffen, in der dieser Klassiker der Moderne weniger provokant als fesselnd erwartet werden darf. tlb
11.-14. und 17.-20.1., 20 Uhr, k2
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