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Jasmin RamadanEinfach gesagtBleib hell, mein Licht

Foto: Roberta Sant‘anna

Glaubst du eigentlich an Außerirdische?“, fragt der Schauspieler weit neben mir auf der Bank und schlürft gelangweilt Espresso aus dem Thermosbecher.

„Wie kommst du denn jetzt darauf?“

„Na, ich dachte, man könnt mal wieder an was anderes denken und da schweifte ich ab, ganz ab von dieser Welt. Also, glaubst du dran?“

„An kleine grüne Männchen?“

„Klein, groß, dick, dünn, ocker, gepunktet. Meinst du, da ist noch wer außer uns in den Weiten des Universums?“

„Das beschäftigt mich nicht die Bohne, weil es keine Rolle spielt.“

„Warum spielt es keine Rolle?“

„Weil sie längst da wären, wären sie in der Nachbarschaft. So hell, wie die Erde selbst bei Nacht elektrisch strahlt.“

„Sie! Du glaubst also dran.“

„Warum nicht? Irgendwo in weiter Ferne wird sich schon noch ein Urschlamm zusammengebraut haben und daraus ist dann irgendwas Lebendiges hervorgekrebst.“

„Aber auch etwas Intelligentes?“

„Was ist denn intelligent, mein Freund?“

„Kommunikationsfähigkeit.“

„Hat meine Katze auch.“

„Sie ist so intelligent, wie sie eben sein muss, um zu überleben.“

„Mikroben überleben auch.“

„Weißt du noch E.T.?“

„Der war lieb.“

„Heute hätt‘das vielleicht geklappt mit dem nach Hause telefonieren.“

„Sogar mit Bild!“

„Es gab viele Versuche, mit Aliens zu kommunizieren, es wurde auch Meeresrauschen ins All geschickt und Jubel von Menschenmassen.“

„Nie jubelte jemand zurück.“

Jasmin Ramadan ist Schriftstellerin in Hamburg. Ihr letzter Roman „Hotel Jasmin“ ist im Tropen/Klett-Cotta Verlag erschienen. In der taz verdichtet sie im Zwei-Wochen-Takt tatsächlich Erlebtes literarisch.

„Vielleicht besser so, wer sagt, dass Aliens wohlwollend sind?“

„Bei ,Independence Day‘ waren sie es nicht.“

„Aber Jeff Goldblum hat die Menschheit gerettet und der sieht aus wie Christian Drosten.“

„Du unterschlägst Will Smith, das ist rassistisch.“

„Der Film war rassistisch, der schwarze Nebenheld war nur der bauernschlaue Clown.“

„Er hat die Aliens mit Humor plattgemacht.“

„Ich würd‘gern wieder mehr über anderes lachen als über Corona-Witze.“

„Ich hab neulich noch einmal ,Ghostbusters‘ gesehen, mowgens um 9 im Homeoffice. Es ist einfach der perfekte Unterhaltungsfilm!“

„Glaubst du an Geister?“

„Du meinst Vorfahren mit miserablem Karma, die irgendwas emotional nicht geregelt gekriegt haben, rumschwirren und düstere Stimmung verbreiten, statt ins Licht zu gehen?“

„Besser wären solche wie bei ,Ghostbusters‘.“

„Verfressene leuchtende Schleimmonster?“

„Ja, oder solche wie bei ,Men in Black‘. Schabernack-Geister. Die würden den ganzen Scheiß hier jetzt mal auflockern.“

„Bei ,Men in Black‘ war Will Smith auch der weniger ernstzunehmende Part.“

„Der drollige vertraute Schwarze, den die Weißen lieben.“

„Was macht eigentlich Bill Murray?“

„Ich würd gern wieder mehr über anderes lachen als über Corona-Witze“

„Ich glaub, der trinkt.“

„Mein Kaffee ist kalt und es zieht hier auch ganz schön auf der Bank.“

„Glaubst du, Cafés dürfen bald aufmachen?“

„Ach, was weiß ich!? Ist doch ganz schön hier unterm Firmament in der städtischen Natur.“

„Ich glaub, ‚Firmament‘ ist die falsche Bezeichnung. Das hat nicht nur mit Sonne, Mond und Sternen zu tun, sondern auch irgendwie mit Göttlichem, Engel und so.“

„Glaubst du eigentlich an Gott?“

„Ich glaub, es gibt jetzt wieder Klopapier, lass mal los, bevor die Läden schließen.“

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