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Januar-Tristesse

■ Arbeitsmarkt: „Alle Indikatoren negativ“ / Über 70.000 Arbeitslose

Die meisten Arbeitslosen seit vier Jahren, das geringste Stellenangebot seit sieben Jahren, immer weniger Menschen in den Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen - Hamburger Nach-Einheits-Tristesse im Winter 1994. „Mit Ausnahme der Kurzarbeit“, so schreibt das Hamburger Arbeitsamt in seinem gestern veröffentlichten Monatsbericht, „entwickelten sich zum Beginn des Jahres alle maßgeblichen Arbeitsmarktindikatoren negativ“.

71.741 Menschen waren im Januar 1994 arbeitslos gemeldet. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 9,7 Prozent. Zwar fallen die Zahlen im Januar regelmäßig höher aus als in anderen Monaten, aber zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren im Januar „nur“ 60.000 Arbeitslose gemeldet. Macht einen Anstieg der Arbeitslosenrate von 16, 6 Prozent innerhalb eines Jahres. Die Zahl der offenen Stellen ging im Vergleich zum Januar 1993 um 36,8 Prozent zurück. Gerade mal 3317 Jobs konnten noch angeboten werden.

Über 70.000 Arbeitslose hat es zuletzt im August 1990 gegeben, einem Zeitpunkt also, in dem jener für Hamburgs Wirtschaft so förderliche Einheits-Effekt noch nicht eingetreten war. „Die Konjunkturschwächer der deutschen Wirtschaft,“ so heißt es im Arbeitsamtsbericht folgerichtig, „beeinflußt in zunehmenden Maße auch den Hamburger Arbeitsmarkt“.

Noch eine Tendenz, die sich verstetigt: Angestellte, früher dem Risiko Arbeitslosigkeit weit weniger ausgesetzt als Arbeiter, verlieren immer häufiger ihren Job. Steigerungsrate gegenüber dem Vorjahr: 20,5 Prozent.

In Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen waren in Hamburg im Januar noch 2.529 Menschen beschäftigt, das sind 555 weniger als ein Jahr zuvor. uex

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