Jahrgänge 1960 bis 1970: Wenig Rente für Generation Sandwich
Die 37- bis 47-Jährigen erwarten harte Zeiten: Ihre Rendite aus der Altersvorsorge ist besonders niedrig.
BERLIN taz Weder die Alten noch die ganz Jungen, sondern die heute zwischen 37- und 47-Jährigen zahlen bei den Rentenreformen besonders drauf. Dies bestätigte jetzt Bert Rürup, Vorsitzender des Sachverständigenrates bei der Bundesregierung.
"Die Jahrgänge der zwischen 1960 und 1970 Geborenen sind die Sandwichgeneration, die Leistungsrücknahmen in Kauf nehmen und gleichzeitig steigende Rentenversicherungsbeiträge zahlen müssen", erklärte Rürup am Donnerstag anlässlich einer Tagung des "Forschungsnetzwerks Alterssicherung" bei der Deutschen Rentenversicherung Bund in Berlin.
Wie der Sachverständigenrat bereits in seinem Jahresgutachten beschrieben hatte, sinkt das Nettorentenniveau vor Steuern im Jahre 2030 auf nur noch 43,8 Prozent gegenüber heute 52,7 Prozent. Dieser Wert bezeichnet das Verhältnis der durchschnittlich gezahlten Rentensumme zur durchschnittlichen Lohnsumme des gleichen Jahrgangs. Der Rentenbeitrag klettert im Jahr 2030 auf 21,9 Prozent, während heute nur 19,9 Prozent vom Bruttolohn als Beitrag fällig werden.
Die Leute in den jüngeren und mittleren Jahrgängen sind benachteiligt, weil sie nur noch wenig Zeit haben, privat zu sparen und dabei die steigenden staatlichen Subventionen durch die Riester-Rente mitzunehmen. "Je größer der Umbau, desto stärker die Belastung der Sandwichgeneration", erklärte Rürup. Man habe mit den Rentenreformen daher einen "workable compromise" gesucht.
Vor sechs Jahren, als die Reformen beschlossen wurden, seien allerdings einige Faktoren "in dieser Dynamik" noch nicht bekannt gewesen, räumte Rürup ein. Dazu gehöre der Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit, die zunehmende Zahl der Solo-Selbständigen, die nicht ins Rentensystem einzahlen, und der wachsende Niedriglohnsektor. Wenn ein Rentensystem zu Endansprüchen führe, die unterhalb der Grundsicherung liegen, gebe es ein Problem der Legitimation, meinte Rürup. Er verteidigte seinen Vorschlag einer "Aufstockrente", die niedrige Rentenansprüche von langjährig Versicherten automatisch auf das Grundsicherungsniveau erhöht. Eine solche "Aufstockrente" habe man schon in Schweden und anderen Ländern. Das Bundesarbeitsministerium hat bereits erklärt, dass es für eine solche Rente derzeit keine politischen Pläne gibt. Staatssekretär Franz-Josef Lersch-Mense vom Arbeitsministerium sagte, der Schlüssel zu höheren Renten liege bei den Erwerbslöhnen. Die Festlegung von Mindestlöhnen etwa führe zu höheren Rentenanwartschaften.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!