: Ja zu schwulen Pastoren
■ Beschluß der hannoverschen Synode soll aber nicht umgesetzt werden
Hannover/Fürth (epd/dpa/taz) – Homosexuelle Geistliche sowie andere Mitarbeiter sollen in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers künftig auch dann arbeiten können, wenn sie in gleichgeschlechtlicher Partnerschaft leben. Diesen Beschluß faßte die Landessynode in Hannover am Mittwoch abend mit nur einer Stimme Mehrheit und gegen die Warnungen von Landesbischof Horst Hirschler. Wie Hirschler erklärte, will die Kirchenleitung das Votum des Kirchenparlaments nicht umsetzen. Kirchenjuristen sind der Ansicht, daß hierzu übergreifendes kirchliches Recht geändert werden müsse.
In der fünfstündigen, kontroversen Debatte hatte Pastor Jan- Olaf Rüttgardt Homo- und Bisexualität als „nicht wünschenswerte Ausprägungen“ bezeichnet. Der Göttinger Theologieprofessor Georg Strecker warnte vor der Gefahr einer Kirchenspaltung.
Pastor Rudolf Bembenneck als Sprecher der „Gruppe Offene Kirche“ äußerte sich zuversichtlich, daß homosexuelle Pastoren den christlichen Grundkonsens für Ehe und Familie auch vertreten könnten, wenn sie für sich selbst einen anderen Lebensentwurf gewählt hätten. Dieser müsse ihnen aber auch zugestanden werden, sonst werde das Eintreten der Kirche gegen jede Diskriminierung Homosexueller unglaubwürdig. Der Debatte folgte auch Pastor Hans-Jürgen Meyer, der vor Jahren wegen seiner Partnerschaft mit einem Mann suspendiert wurde.
Die bayerische Synode in Fürth wollte gestern nach Redaktionsschluß ebenfalls über ein kontrovers diskutiertes Papier über Homosexualität abstimmen. In dem Entwurf wird eine Trauung lesbischer oder schwuler Paare abgelehnt, eine „segnende Begleitung“ aber bejaht. Außerdem sollen sich die Gemeinden für Lesben und Schwule öffnen. Anlaß für das Papier ist eine umstrittene „Trauungszeremonie“ für ein Lesbenpaar 1988 in Würzburg.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen