JU will rechtslastigen RCDS stoppen

An der Uni Bonn treten zwei CDU-Nachwuchsorganisationen bei den Wahlen zum Studierenden-Parlament gegeneinander an: Der Jungen Union, aber auch dem Bundes-RCDS sind die christdemokratischen Studenten zu rechts

BONN taz ■ Wenn heute die Wahlen zum Studentenparlament der Universität Bonn beginnen, haben die Anhänger der CDU ein Problem: Wen sollen sie wählen? In Bonn schicken gleich zwei Nachwuchsorganisationen der CDU Kandidaten ins Rennen, der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) und die Junge Union (JU). Die verwirrende Konkurrenz hat einen ideologischen Grund. Die JU tritt mit einer eigenen Liste an, weil sie das Auftreten von Teilen des Bonner RCDS für extrem rechtslastig hält. „Dieser RCDS kann das bürgerliche Lager nicht vertreten“, begründet JU-Vorsitzender Felix Wagner, warum die Bonner JU gegen den studentischen Arm der CDU mobil macht.

Beim Ring trägt sich Merkwürdiges zu. Es gibt Verbindungen zur „Alten Breslauer Burschenschaft Raczeks zu Bonn“, bei der NPD-Spin-Doctor Horst Mahler auftritt. Ein Student der RCDS-Liste warb auf Flugblättern mit einer großen 88 für seine Wahl – eine Zahl, die in der Skinheadszene als Chiffre für „Heil Hitler“ steht. Ein anderer RCDSler mochte seinen Stolz auf die Waffen-SS nicht verbergen. Er habe die SS-Divison „Götz von Berlichingen“ als „ehrlich kämpfende Truppe“ bezeichnet, berichten Ohrenzeugen. Inzwischen würde er die Äußerung so nicht mehr stehen lassen.

Wie so oft bei unbelehrbaren Nationalkonservativen spielen Bonner RCDSler ihre Gesinnung gern herunter. Die Junge Union freilich hat die Nase voll von der Nadelstichtaktik rechter Provokationen und scheinheiligem Leugnen des RCDS. „Wir haben drei Jahre lang vergeblich versucht, den RCDS von den Rechtslastigen zu befreien“, sagt der Ex-JU-Chef Thilo Fink, „diesmal treten wir selber an.“

Beim RCDS-Bundesverband in Berlin lässt man es normal nicht zu, wenn die JU bei Wahlen zum Wettbewerber wird. Bei dem Fall in der ehemaligen Hauptstadt kann RCDS-Bundesvorsitzender Lars Kasischke „es nachvollziehen“. Die RCDS-Zentrale geht inzwischen selbst gegen drei Bonner mit Vereinsstrafen vor – durch Rauswurf. Die ungeliebten Rechtsaußen sind keine x-beliebigen Mitglieder. Markus Büchel etwa, den der Bundes-RCDS erst vorgestern ausgeschlossen hat, war nacheinander Chef des Bonner und des nordrhein-westfälischen RCDS.

Auch an der Uni Bonn sind die stramm rechten Studenten keineswegs Mitläufer. Der RCDS stellt die stärkste Fraktion im Studentenparlament, an ihrer kleinen Machtergreifung können sie andere Studentengruppen von Jusos über Grüne bis Liberalen nur mit mühsam gezimmerten Koalitionen hindern. In der Bonner CDU-Nachwuchsorganisation war bis vor kurzem die intellektuell angehauchte „Neue Rechte“ aktiv. Alexander Schmidt etwa, einer der Bonner RCDS-Wortführer, der gleichfalls rausflog, verbreitet sein Gedankengut regelmäßig in der Jungen Freiheit, die der Verfassungsschutz in Nordrhein-Westfalen zu den Intellektualisierern des Rechtsextremismus rechnet.

Schmidt schreibt seine Texte zu einschlägigen Themen der Neuen Rechten in genau jenem verschleiernden Duktus, den die Verfassungsschützer in NRW so aufmerksam beobachten. Der Begriff Volk, so klagt Schmidt etwa, könne heute nur noch in unverfänglichen Wortkombinationen wie Volksmusik oder Volksfest gebraucht werden. Mit seiner eigentlichen Bedeutung einer „Schicksalsgemeinschaft“ werde Volk kaum mehr in Verbindung gebracht. Schmidts Vorstellung von Volk ist eine andere: Der Begriff „schließt in seiner Exklusivität zwingend andere aus und gibt ihnen keine egalisierte Rechtsstellung“.

Bonns RCDS scheint eine ähnliche Strategie zu verfolgen. Die Rechtsausleger dürfen weiterhin mitmischen – nach innen, im Vorstand. Für die studentische Öffentlichkeit werden andere nach vorne geschoben. „Ich halte es für sinnvoll“, sagte der Listenführer des RCDS, Malte Cordes, zur taz, „wenn bestimmte Leute nicht auf den politischen Listen kandidieren.“ Laut Cordes natürlich, „um mit der JU wieder ins Gespräch zu kommen“. Die Junge Union aber hat bereits signalisiert: Asta-Koalitionen sind möglich – außer mit dem RCDS.

CHRISTIAN FÜLLER