Italienische Marine im Einsatz: 4.000 Flüchtlinge in 48 Stunden
Tausende Flüchtlinge sind innerhalb von 48 Stunden von der italienischen Marine im Mittelmeer an Bord genommen worden. Mindestens ein Mensch wurde tot aufgefunden.
ROM afp | Die italienische Marine hat binnen 48 Stunden rund 4.000 Bootsflüchtlinge im Mittelmeer aufgegriffen. An Bord eines Schiffs scheine sich mindestens eine Leiche zu befinden, sagte Innenminister Angelino Alfano am Mittwoch dem Radiosender Rai Uno und fügte hinzu, dass der Einsatz andaure. Am Dienstag hatte die italienische Marine mitgeteilt, innerhalb von 24 Stunden mehr als tausend Flüchtlinge aufgegriffen zu haben.
„Die Bootslandungen reißen nicht ab, und die Notlage wird immer deutlicher“, sagte Alfano. Am Mittwochvormittag wurden dem Minister zufolge je mehr als 300 Flüchtlinge auf zwei Booten gerettet. Auf einem der Schiffe befinde sich anscheinend mindestens eine Leiche.
Seit Beginn des Jahres wurden nach Angaben Alfanos bereits 15.000 Bootsflüchtlinge vor Italiens Küsten abgefangen. Vor allem aus Libyen sei der Flüchtlingsansturm groß. Zwischen 300.000 und 600.000 Menschen aus dem afrikanischen Land seien bereit, auf dem Seeweg nach Europa zu flüchten. Dies sei eine vorsichtige Schätzung, die von EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström bestätigt worden sei.
Alfano forderte eine größere Unterstützung durch die EU. „Die EU muss die Sache in die Hand nehmen“, sagte Alfano. Es reiche nicht aus, der EU-Grenzschutzagentur Frontex mit zusätzlichen Mitteln auszustatten. Dadurch werde das Problem nicht gelöst, erklärte der Innenminister.
Jeden Monat versuchen tausende Menschen, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Im Herbst 2013 kamen dabei bei mehreren schweren Unglücken vor der italienischen Küste mehr als 400 Flüchtlinge ums Leben. Die italienische Regierung leitete daraufhin den Einsatz „Mare Nostrum“ ein, bei dem Kriegsschiffe, Drohnen und Hubschrauber mit Infrarot- und optischer Ausrüstung eingesetzt werden, um Flüchtlingsboote ausfindig zu machen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Scholz bezeichnet russischen Raketeneinsatz als „furchtbare Eskalation“
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung