■ Italien: Mitte-Links hält Berlusconi gewinnt
Berlin (taz) – Seit dem Beitritt zum Euro sind die Italiener regelrecht „Europa-begeistert“. Während in Deutschland nicht mal jeder zweite zur Wahl ging, waren es in Italien immerhin über 70 Prozent der Bevölkerung. Die moderat rechte Partei von Medienzar Silvio Berlusconi konnte den Sieg davontragen. Sie errang 27 Prozent und ließ trotz Stimmenverlusten die Linksdemokraten unter dem derzeitigen Ministerpräsidenten Massimo D'Alema weit hinter sich, die nur noch 18 Prozent auf sich vereinen konnten. Unbeschwert freuen kann sich Italiens Rechte darüber aber nicht: Berlusconis Gewinne gingen offenbar weitgehend zu Lasten der anderen Rechtspartei, Alleanza Nazionale.
Ebenfalls stark verschoben präsentiert sich das interne Verhältnis im linken politischen Spektrum. Ein hervorragendes Ergebnis konnte die zum ersten Mal angetretene „Lista Bonino“ erzielen. Die von der ehemaligen Kommissarin der Europäischen Union, Emma Bonino, und dem Führer der Radikalen Partei, Marco Pannella, gegründete Partei wurde mit über acht Prozent zur viertstärksten Partei Italiens. Sie versteht sich als künftige Opposition zur Regierung, aber auch als „Opposition zur Opposition“.
Ebenfalls sehr erfolgreich war die vom vormaligen Regierungschef und designierten EU-Präsidenten Romano Prodi zusammen mit dem Ex-Staatsanwalt Antonio Di Pietro frisch gegründete Demokratische Partei. Sie erhielt fast acht Prozent der Stimmen. Für sie wird voraussichtlich auch Italiens berühmte Filmdiva Gina Lollobrigida ins Straßburger Parlament einziehen. Die 71jährige, die unter dem Namen „Gina Nazionale“ bekannt ist, hatte in den fünfziger und sechziger Jahren mitreißende Filmerfolge gefeiert. Daß sie sich besonders für Politik interessiert, war den Italienern vor ihrer Kandidatur nicht bekannt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen