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Italien schmückt sich mit Dini, Ciampi und Di Pietro

■ Wahlsieger Prodi stellt Kabinett vor, darunter drei Frauen und zwei Technokraten

Rom (taz) – Weniger als 24 Stunden nach der Übernahme des Regierungsauftrags hat der Sieger der letzten italienischen Parlamentwahlen, Romano Prodi, gestern sein neues Kabinett vorgestellt. Es ist eine durchweg verschlankte Administration, in der einige schwergewichtige Ressorts für Konzentration auf das Wichtigste sorgen sollen. So bekommt Innenminister Giorgio Napolitano auch den Zivilschutz übertragen, Außenminister Lamberto Dini, der bisherige Ministerpräsident, ist auch für die Auslandsitaliener zuständig, Erziehungsminister Luigi Berlinguer kümmert sich auch um die Universitäten. Vor allem aber wird erstmals in Italien ein regelrechtes Wirtschaftsministerium eingerichtet – es entsteht aus der Zusammenlegung von Schatzamt und Haushaltsministerium und wird vom früheren Ministerpräsidenten und ehemaligen Notenbankchef Carlo Azeglio Ciampi geleitet.

Drei Frauen gehören dem Kabinett an, in Funktionen allerdings, die kaum über ihre traditionelle Rolle hinausgehen: Livia Turco, seit Jahren Frauensprecherin der KP und der Linksdemokraten, erhält das Ministerium für gesellschaftliche Solidarität (eine Art Familienressort), Anna Finocchiaro, eine ehemalige Richterin, wird ein neueingerichtetes Ministerium für Gleichberechtigung leiten; Rosy Bindi, wegen ihrer Streitbarkeit innerhalb der alten Christdemokratie auch „Johanna von Orleans“ genannt, wird Gesundheitsministerin.

Neben Superminister Ciampi, der große internationale Anerkennung genießt, erwecken vor allem zwei Neulinge Neugier: Antonio Di Pietro, vor zwei Jahren im Zorn von seinem Amt als Chefermittler in Sachen Korruption geschiedener Staatsanwalt, ist für „öffentliche Arbeiten“ zuständig und soll den öffentlichen Dienst reformieren; Walter Veltroni, Chefredakteur der KP- beziehungsweise PDS-Parteizeitung L'Unita, soll als Kultur- und Umweltminister zusammenbrechende Denkmäler, geschlossene Museen, marode Theater und den Sport sanieren. An Ratgebern mangelt es ihm nicht – neben der Crème de la crème der Philosophen und Filmemacherzunft steht ihm auch Bestsellerautor Umberto Eco zur Seite. Zu den umstritteneren Kabinettsmitgliedern gehört Justizminister Gianni Maria Flick, ein berühmter Anwalt, den mancher vedächtigt, er werde die zahlreichen anstehenden Korruptionsprozesse mit einer Amnestie begraben.

Romano Prodi hat verkündet, er werde den Neuen keine Minute Pause gönnen – der Staatshaushalt müsse innerhalb von zwei Jahren saniert werden, und da heiße es Ärmel hochkrempeln. Werner Raith

Kommentar Seite 10

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