: Ist die DDR-Kultur wert, gerettet zu werden?
■ Demontage der DDR-Kultur: Pro und Contra
Berlin (taz) - Während eines „Aktionstages“ im Ostberliner Nikolai-Viertel protestierten etwa zweihundert Menschen gegen eine „Demontage der DDR-Kultur“ und für den „Erhalt der in unserem Land gewachsenen progressiven Kunst und Kultur“. Die Kulturstadträtin des Ostberliner Magistrats, Ruster, plädierte für eine deutsche Kulturunion. Gerade in schwierigen Zeiten müsse der Kulturetat wachsen. Eine Rednerin des „Schutzverbundes Künstler der DDR“ forderte die finanzielle Sicherung aller kulturellen Einrichtungen in der DDR. Das Geld dafür sei da. Während der Schriftsteller Peter Brasch bekannte, er würde „am liebsten in die Bannmeile kotzen“, und anschließend Hölderlins berühmte Schmähung der Deutschen vortrug, überbrachte die Westberliner Regisseurin Helma Sanders-Brahms ihre Solidarität mit den DDR-Künstlern. DDR-Kulturminister Schirmer wandte sich gegen Schwarzweißdenken. Es gehe darum, konstruktiv am kulturellen Vereinigungsprozeß der beiden deutschen Staaten mitzuwirken. Gegen die „Rhetorik vom Kulturabbau“ wendet sich der früher in der DDR lebende Schriftsteller Rolf Schneider. In einem Essay für die taz kritisiert er die „museale Semantik“ der Proteste der Künstler, die in Wirklichkeit um ihre materiellen und immateriellen Privilegien bangten. Tatsächlich seien mit dem Wegfall der Mauer „sämtliche Voraussetzungen“ der bisherigen Kunstproduktion in der DDR obsolet geworden.SEITEN 5 UND 15
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