■ Israelische Kommandoaktion: Feuergefechte im Südlibanon
Jerusalem (taz) – Elf israelische Soldaten sind gestern bei einer Kommandooperation im Südlibanon ums Leben gekommen. Ein zwölfter wird vermißt. Nach Meldungen des israelischen Rundfunks wird er aber für tot gehalten. Dies ist die höchste Zahl an Opfern, die Israel bei einem einzelnen Angriff seit der Libanon-Invasion von 1982 zu beklagen hat. Die israelische Armee verlangte von der libanesischen Regierung gestern die Herausgabe des vermißten Leichnams.
Nach Angaben des Sprechers der UNO-Blauhelme im Südlibanon (Unifil), Timor Goksel, landeten die Spezialeinheiten der israelischen Golani-Brigade mit Kampfhubschraubern kurz nach Mitternacht nördlich von Tyros, außerhalb der von Israel besetzten Sicherheitszone. Ziel der nächtlichen Operation war eine Stellung der prosyrischen Amal- Miliz. Goksel erklärte, die Einheiten seien in einen Hinterhalt der libanesischen Milizen geraten. Sowohl Milizionäre der Amal als auch der proiranischen Schiitenorganisation Hisbollah hätten sofort das Feuer auf die Einheiten eröffnet. Erstmals habe auch die libanesische Armee von einem nahegelegenen Stützpunkt aus mit Artilleriefeuer in die Kämpfe eingegriffen.
Nach Angaben des israelischen Rundfunks flogen israelische Kampfhubschrauber Verstärkung ein, um die verletzten und getöteten Soldaten zu bergen. Die israelische Marine feuerte von See her Salven ab. Das Gefecht dauerte bis 4.30 Uhr am Morgen. Mindestens ein libanesischer Zivilist wurde getötet. Die Zahl der Opfer in den Reihen von Amal und Hisbollah ist bislang nicht bekannt. Obwohl Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wiederholt erklärt hat, alles vermeiden zu wollen, was eine Eskalation der Kämpfe verursachen könne, hat Israel in jüngster Zeit wiederholt nächtliche Überfälle auf Hisbollah-Positionen durchgeführt. Ende vergangenen Monats waren dabei drei Hisbollah- Kommandeure getötet worden.
Letzte Woche hatte Israel bei einem derartigen Angriff durch einen Waldbrand, der durch eigenes Artilleriefeuer ausgelöst worden war, fünf Soldaten verloren. Die seit Wochen anhaltenden schweren Kämpfe im Südlibanon haben in Israel erneut eine heftige Debatte um einen schnellen Rückzug aus der sogenannten Sicherheitszone ausgelöst. Netanjahu hat bisher einen Rückzug abgelehnt, da Hisbollah dann direkt an Israels Nordgrenze stehe. Die Befürworter eines Rückzugs erklären dagegen, daß Hisbollah sein Interesse an Katjuscha-Angriffen auf den Norden Israels verliere, wenn die Armee sich ganz aus dem Libanon zurückziehe. Georg Baltissen
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