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Israelisch-palästinensischer Sender geschlossenDie sabotierte Brücke

Der Radiosender Ram FM will Israelis und Palästinenser miteinander ins Gespräch bringen. Nun schlossen israelische Behörden das Jerusalemer Studio des Senders.

Wegen ungeklärter Lizenzfragen geschlossen: RAM FM in Jerusalem. Bild: ap

JERUSALEM taz Beim Radiosender Ram FM Ramallah arbeiten die Redakteure und Moderatoren in Doppelschichten, seit das Partnerstudio in Jerusalem geschlossen worden ist. Polizisten und Beamte des israelischen Kommunikationsministeriums beschlagnahmten dort bei einer Razzia technische Ausrüstung, Dokumente und Tonaufnahmen und nahmen sieben Mitarbeiter fest. Die vier Palästinenser, drei Israelis und ein Südafrikaner saßen bei Redaktionsschluss am Dienstagnachmittag immer noch unter dem Verdacht, ohne Lizenz gesendet zu haben, in Untersuchungshaft.

Raf Gangat streitet die Vorwürfe ab. "Die Sendungen werden zwar in Jerusalem produziert", erklärt der Moderator des Morgenmagazins, "aber gesendet wird aus Ramallah." Damit bleibe der Kanal im legalen Bereich. Sobald seine Kollegen wieder auf freiem Fuß sind, soll die Angelegenheit gerichtlich untersucht werden. Auch die Foreign Press Association, Verband der in Israel stationierten Auslandskorrespondenten, protestierte gegen die Inhaftierung der sieben Kollegen. Ungeachtet der Vorwürfe vonseiten des Kommunikationsministeriums forderte der Verband, "die Sache auf dem Routineweg zu regeln, anstatt mithilfe dieser absurden Verhaftungen".

Seit gut einem Jahr ist der Sender, der vom nördlichen Westjordanland bis nach Tel Aviv und Gaza zu empfangen ist, in Betrieb. Ram FM sendet nur auf Englisch: aktuelle Popmusik, aber auch Nachrichten, Interviews und Diskussionsprogramme, die sich ausdrücklich an Hörer beider Seiten richten.

Initiator des Senders ist der südafrikanisch-jüdische Unternehmer Issak Kirsch, Vorsitzender der Mediengruppe Primedia, die die Kosten für den Betrieb von Ram FM fast komplett trägt. Das Konzept orientiert sich eng an dem des gleichnamigen südafrikanischen Kanals. "Die freie Meinungsäußerung ist eine der Grundsteine für gerechte, demokratische und friedvolle Gesellschaften", heißt es ganz oben auf der Liste der Verhaltensregeln für die Mitarbeiter.

Ohne Bescheidenheit glaubt Kirsch daran, mit dem Radio, "eine Brücke über jeden Friedensfahrplan (gemeint ist der internationale Friedensplan "Roadmap") bauen zu können". Und das allein dadurch, dass beide Seiten die gleiche Musik hören. Rund eine halbe Million Hörer erreicht Ram FM nach eigenen Angaben schon, davon 60 Prozent auf israelischer Seite und 40 auf palästinensischer. Zielpublikum ist die Altersklasse von 18 bis 52.

Großen Wert legen die Macher der Programme auf Genauigkeit bei der Berichterstattung, Fairness und Ausgewogenheit. Hier kommen Politiker von beiden Seiten zu Wort. Obwohl das Nachrichtenteam ideologisch ohnehin weitgehend übereinstimmt, "lassen wir unsere eigenen Meinungen außen vor", sagt Gangat. Umstrittene Begriffe und ihre Übersetzung ins Englische werden abgesprochen. Da ist von Soldaten die Rede, nicht von "Besatzungstruppen", von Palästinensern, die sich in die Luft sprengten und nicht von "Terroristen" oder "Märtyrern".

Morgenmagazin-Moderator Gangat hält die Ziele des Finanziers für etwas zu hoch gesteckt. "Wir sind kein Friedensradio", sagt er. "Wir wollen gute Unterhaltung machen und unsere Hörer gut informieren." Wenn möglich, soll sich der Sender früher oder später selbst finanzieren. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg, denn Ram FM hat noch keinen einzigen Werbekunden.

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2 Kommentare

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  • F
    franxpunx

    Die Israelis benehmen sich mal wieder wie die letzten Faschos, von wegen keine Lizenz. Sie sind doch lizensiert. Und gleich verhaftet wird hier hierzulande deswegen wohl auch keiner.

  • D
    Dimitrij

    Eine Frage an Frau Knaul: Können Sie vielleicht auch mal etwas anderes schreiben als nur "Israelkritik"? Gibt es denn wirklich nichts mehr über Israel zu berichten, als wie die bösen Israelis Kinder und andere Zivilisten töten und alle Friedensinitiativen sabotieren? So eine Einseitigkeit ist es nicht würdig, als Journalismus bezeichnet zu werden.

     

    Zum Thema: Auf der anderen Seite hat der national-religiöse Sender Arutz 7 (Sender 7) bis heute massive Schwierigkeiten, zu senden und muss sein Radioprogramm von einem Schiff in internationalen Gewässern aus über den Äther schicken. Von wegen böse nationalistische Israelis. Wenn jemand ohne LIzenz sendet, dann wird er auch in Deutschland durchsucht. Gesetz ist Gesetz, oder?