: Israelis durchkämmten den Gaza–Streifen
■ Angriffe auf palästinensische Arbeiter in Israel / Der israelische Verteidigungsminister Rubin kündigt härtere Maßnahmen zum Schutz von Israelis im besetzten Gaza–Streifen an / Wohnungsminister Levy eröffnet zwei neue jüdische Siedlungen im Gaza–Streifen
Nachdem in den letzten zwei Wochen im besetzten Gaza–Streifen zwei Israelis ermordet wurden und mehrere Angriffe gegen Einheiten der israelischen Besatzungsarmee stattfanden, begannen am Mittwoch verstärkte Verbände der Sicherheitskräfte den Gaza–Streifen, eines der dicht besiedeltsten Gebiete der Welt, systematisch zu durchsuchen. Dabei wurde eine große Zahl von Palästi nensern verhaftet. Die Mehrheit der Bevölkerung des Gaza–Streifens lebt in den zahlreichen Flüchtlingslagern dieser Region und dient der israelischen Wirtschaft seit 20 Jahren als Reservoir billiger Arbeitskraft. Die Region hat im Vergleich mit Israel und der Westbank den niedrigsten Lebensstandard. Im südlichen Israel waren in den letzten Tagen Autos mit „ara bischen“ Nummernschildern, von jüdischen Bürgern mit Steinen beworfen worden. Derartige Fälle von „Selbstjustiz“ häufen sich in Askalon, seit zwei Einwohner dieser Stadt in Gaza niedergestochen wurden. Am Mittwoch besuchte Verteidigungsminister Rabin die Stadt Gaza und kündigte „härtere Maßnahmen“ an, warnte aber gleichzeitig die Israelis, sich nicht ohne Begleitung in Gaza aufzuhalten. Nach Einschätzung israelischer Sicherheitskräfte, sind die Angriffe gegen Israelis das Ergebnis lokaler Initiativen und nicht mit Organisationen der PLO verbunden. Niederstechen sei eine „Spezialität“ der islamischen Fundamentalisten, sagen diese Beamten. Da die meisten „Terrorfälle aufgeklärt“ würden, sind die Besatzungsbehörden zuversichtlich, daß die Täter der letzten Messerstechereien bald gefunden würden. Unterdessen sind mehrere Wagen von palästinensischen Arbeitern aus Gaza, die zu ihrer Tagesarbeit nach Israel fahren, von israelischen Randalierern angegriffen worden, wobei am Mittwoch mindestens acht Autos zerstört wurden. Am Donnerstag morgen räumten israelische Polizeikräfte einige der inoffiziellen „Arbeitsvermittlungsstellen“ an Straßenkreuzungen zwischen dem Gaza– Streifen und Israel, wo gewöhnlich israelische Unternehmer arabische Tageslöhner anheuern. Arbeiter aus den besetzten Gebieten sind durchschnittlich 50 Sozial– und Versicherungskosten weg. Viele Israelis besuchen den Gaza–Streifen, um billig einzukaufen. Ebenfalls am Donnerstag nahm der israelische Minister für Wohnungsbau David Levy, zugleich stellvertretender Ministerpräsident, an Zeremonien zur Eröffnung zweier neuer israelischer Siedlungen im Gaza–Streifen teil. Beide Siedlungen, Bdolach und Azmona, werden von zumeist religiösen Juden bewohnt werden.
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