: Israelis bombardieren Hisbollah
■ Stoßtrupp gerät in einen Hinterhalt: Drei israelische Tote. US-Vermittler Ross beendet frustriert seine Nahostmission
Raschaja/Jerusalem (rtr/AP) – Israelische Bomber haben gestern im Süden des Libanon zwei Angriffe auf Stellungen der Schiitenmiliz Hisbollah geflogen. Aus libanesischen Regierungskreisen verlautete, die Flugzeuge hätten mehrere Raketen auf Ziele nördlich der von Israel besetzten „Sicherheitszone“ abgefeuert. Über Opfer gab es keine Informationen. In der Region waren am Donnerstag bei Gefechten mit Hisbollah-Kämpfern drei israelische Soldaten getötet und sieben verletzt worden.
Zu der Schießerei war es gekommen, als ein israelischer Kommandotrupp in einen Hinterhalt der Hisbollah geriet. Die Hisbollah bekannte sich in Beirut zu dem Überfall. Hisbollah-Anführer Scheich Hassan Nasrallah kündigte weitere Angriffe an, wenn Israel sich nicht aus dem Süden Libanons zurückziehe. Seit Jahresbeginn wurden bei Guerillaangriffen im Südlibanon insgesamt neun israelische Soldaten getötet und 35 verletzt. Nach der Schießerei am Donnerstag griffen israelische Hubschrauber zweimal Stellungen der Hisbollah an. Nach Angaben der libanesischen Armee beschoß ein Hubschrauber auch einen ihrer Kontrollpunkte. Dabei sei ein Panzerwagen zerstört worden, Tote habe es keine gegeben.
Unterdessen beendete der US- Nahostvermittler Dennis Ross gestern frustriert seine jüngste Nahostmission. Ihm war es nicht gelungen, die Fronten zwischen Israelis und Palästinensern aufzuweichen. Der Chef der palästinensischen Autonomiebehörden, Jassir Arafat, hatte zuvor ein Treffen mit Ross kurzfristig abgesagt. Aus Arafats Büro hieß es, der PLO- Chef habe für Ross „keine Zeit“. Hochrangige palästinensische Vertreter warfen Ross vor, er habe die israelische Regierung nicht entschieden genug zu einer Einhaltung des Friedensabkommens gedrängt. Vor der Absage des Treffens mit Ross erklärte Arafat, die Wiederaufnahme der Gespräche mit Israel habe am Mittwoch abend nicht die erforderlichen Ergebnisse für eine Wiederbelebung des Friedensprozesses gebracht. Der US-Generalkonsul in Jerusalem, Edward Abington, wollte gestern allerdings nicht von einer Krise der amerikanisch-palästinensischen Beziehungen sprechen.
Der israelische Kabinettsminister Danni Naveh warf Arafat gestern vor, eine „künstliche Krise“ zu schaffen, um auf Israel Druck auszuüben. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, der am Donnerstag zweimal mit Ross zusammengetroffen war, erklärte, die Ergebnisse dieser Gespräche könnten als Grundlage weiterer Treffen dienen.
Die Verhandlungen waren die ersten seit Mitte März, als Israel mit dem Bau der jüdischen Siedlung Har Homa im arabischen Teil von Jerusalem begonnen hat und der Friedensprozeß in eine schwere Krise geriet.
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