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Israel will Waffenembargo aufheben

Beschluß zur vollständigen Sanktionsaufhebung gegenüber Südafrika „fertige Sache“  ■ Aus Tel Aviv Amos Wollin

Das israelische Verteidigungsministerium sowie die Militärindustrie sieht einer baldigen vollen Normalisierung der Beziehungen zu Südafrika und verstärkter Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Rüstungsproduktion entgegen. Nach Bekanntwerden der US-Sanktionsaufhebung trat gestern die Führung des israelischen Außenministeriums zusammen und beschloß auf Anraten von Außenminister David Levy, alle bestehenden Sanktionen gegen Südafrika voraussichtlich am Sonntag aufzuheben. Dieser Beschluß sei eine „fertige Sache“, so hohe Regierungsbeamte in Jerusalem.

Die Direktoren der israelischen Rüstungsbetriebe gaben daraufhin ihrer Erwartung Ausdruck, bald wieder neue Abkommen mit Südafrika zu treffen. Dies war seit März 1987 nicht mehr möglich gewesen. Damals wurde Israel von den USA gezwungen, sich den amerikanischen Sanktionen gegen Südafrika anzuschließen und die Handelsbeziehungen einzufrieren. Später wurde auch beschlossen, keine weiteren Investitionen in Südafrika zu tätigen sowie kulturelle und Sportbeziehungen einzuschränken.

Die Beziehungen zwischen beiden Ländern sind jedoch vor allem militärischer Natur, und in diesem Bereich kam es zu keiner Unterbrechung. Südafrika blieb ein wichtiger Markt für israelische Rüstungsgüter. Raketenboote, Flugzeuge und Raketen verschiedener Art wurden an den Kap geliefert. Auch nach 1987 wurden diese Geschäfte weitergeführt: zwar durften keine neuen Verträge abgeschlossen werden, aber es war erlaubt, bestehende Verträge zu erfüllen. Nach Zeitungsberichten haben Israel und Südafrika an der Entwicklung ballistischer Raketen sowie im nuklearen Bereich zusammengearbeitet.

Die jetzige Eile hat vor allem mit Sorge um die Zukunft der militärischen Zusammenarbeit zu tun. Es herrscht die Befürchtung, Südafrika könnte seine Waffen in Zukunft woanders kaufen, wenn andere Staaten das Waffenembargo vor Israel aufheben sollten.

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