: Israel droht Syrien — im Libanon
Täglich israelische Angriffe im Südlibanon/ Beirut will beim UN-Sicherheitsrat Beschwerde führen ■ Aus Tel-Aviv Amos Wollin
Die libanesische Regierung wird beim UN-Sicherheitsrat Beschwerde über die fortgesetzten israelischen Angriffe auf den Südlibanon einreichen, wurde in Beirut offiziell mitgeteilt. Israel hat seine Attacken auf Dörfer und Milizstellungen im Südlibanon seit Abschluß des syrisch-libanesischen „Brüderlichkeitsvertrages“ erheblich verstärkt. Seit einer Woche werden täglich Orte nördlich der von Israel im Südlibanon beanspruchten „Sicherheitszone“ beschossen. Dabei wurden mindestens fünf Menschen getötet, andere verletzt. Die UN meldete am Mittwoch, israelische Panzer hätten zwei Frauen, die auf einem Zwiebelfeld arbeiteten, getötet. Eine dritte Frau wurde schwer verletzt. Für den Angriff habe es „keinen plausiblen Grund“ gegeben.
Offen bleibt, ob die israelischen Angriffe im Südlibanon eine militärische Offensive einleiten sollen. Bislang spricht mehr dafür, daß es sich um ein Manöver zur Ablenkung von der israelischen Siedlungspolitik in der Westbank und im Gazastreifen handelt. Im Libanon haben die am 22.Mai demonstrativ geführten Gespräche von Verteidigungsminister Arens mit den Kommandanten der „Nordfront“ und der israelisch kontrollierten „Südlibanesischen Armee“ (SLA) Besorgnis ausgelöst. Berichte der US-amerikanischen Fernsehstation CBS über massive Truppenbewegungen in Nordisrael und den Einmarsch israelischer Panzer- und Artillerie-Einheiten in den Südlibanon wurden von israelischer Seite dementiert. Zugleich wurde jedoch mitgeteilt, daß mit größeren israelischen Angriffen auf palästinensische und Hisbollah-Einheiten gerechnet werden könne, falls diese sich im Libanon nach Süden bewegen. Die israelische Regierung will die USA veranlassen, in Damaskus gegen den libanesisch-syrischen Freundschaftsvertrag zu intervenieren. Der Vertrag überschreite die „Roten Linien“ im Libanon, die Syrien und Israel 1985 stillschweigend gezogen hatten (siehe taz vom 22.5.). Damaskus soll den Widerstand gegen die israelische Besetzung des Südlibanons „abschaffen“ oder Israel werde dies selbst übernehmen, lauten israelische Warnungen. Damaskus solle nicht wagen, seine Truppen in die Nähe der „Sicherheitszone“ im Südlibanon zu bringen. Die USA sollen die Warnung übermitteln.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen