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Israel befürchtet Wende in US-Politik

Vorschlag nach Kürzung der Finanzhilfe beunruhigt Jerusalem  ■  Aus Tel Aviv Amos Wollin

In Jerusalem läuteten die politischen Alarmglocken, als US -Senator Robert Dole am Mittwoch vorschlug, die amerikanischen Hilfsgelder für Israel und einige andere Spitzenempfänger wie Ägypten, die Türkei und Pakistan um fünf Prozent zu kürzen. Die eingesparte Summe, so Dole, solle in neue Hilfsprogramme nach Osteeuropa und Panama fließen.

Die israelische Regierung hat zwar mittlerweile die beruhigende Zusicherung erhalten, daß der Zeitpunkt der Kürzung noch in ferner Zukunft liegt. Und Verteidigungsminister Jizchak Rabin, der gerade in Washington weilt, soll von einem Kollegen Richard Cheney das Versprechen erhalten haben, daß an eine Kürzung der militärischen Hilfe nicht gedacht ist. Doch die Lobbyisten Israels im Kongreß werden alles dransetzen, daß die Doyle -Initiative scheitert.

Die Politiker in Jerusalem sind besonders darüber beunruhigt, daß die US-Administration mit Doles Konzept übereinstimmt und wahrscheinlich auch hinter der Initiative steht. Sie gehen davon aus, daß der Vorschlag nicht zufällig nach den jüngsten Äußerungen von Ministerpräsident Jizchak Schamir über die Notwendigkeit eines „Großisrael“ erfolgt ist. Doles Initiative wird daher als Signal aus Washington aufgefaßt, daß Schamirs ewige Verzögerungspolitik dort auf wenig Gegenliebe stößt.

Die Zeitung 'Davar‘, die der Arbeiterpartei nahesteht, warnte in ihrer gestrigen Ausgabe, Israel sei auf dem Weg, sehr viel mehr zu verlieren als fünf Prozent der Hilfe, wenn seine führenden Politiker nicht hellhörig werden und eine realistische Politik betreiben.

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