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Israel: Kritik an der „Schlacht um Maidun“

■ Noch immer sind 800 israelische Soldaten in Südlibanon / Öffentlichkeit diskutiert derweil, ob der Angriff auf Maidun wohlüberlegt gewesen sei / Angeblich handelte es sich dabei um eine „einsame Entscheidung“ des Verteidigungsministers Rabin

Jerusalem (afp/ap) - Zusammenstöße zwischen israelischen Soldaten und palästinensischen Demonstranten am Rande eines Generalstreiks in den besetzten Gebieten haben am Mittwoch drei weitere Menschenleben gefordert. Der Generalstreik hatte das öffentliche Leben in den besetzten Gebieten praktisch zum Erliegen gebracht. Selbst Bäckereien und Straßenhändler, die sich sonst nicht an Streikaktionen beteiligten, hielten ihre Geschäfte und Stände geschlossen. Die dreitägigen Militäropera tionen der israelischen Armee in Südlibanon haben am Donnerstag scharfe Kritik von seiten der Öffentlichkeit sowie eines Teils der Regierung ausgelöst. Angesichts der hohen Verluste und des Risikos einer direkten Konfrontation mit den syrischen Truppen wurde immer wieder die Frage laut, ob die Operation wohlüberlegt war. Bei den schweren Gefechten um das Dorf Maidun drei Kilometer hinter der von Israel beanspruchten Sicherheitszone wurden am Mittwoch drei israelische Soldaten getötet und 17 weitere verletzt, während auf der gegnerischen Seite 40 Milizionäre der pro–iranischen „Hizbollah“ ums Leben kamen. Entgegen dem offiziell angekündigten Ende der Operation am Mittwoch abend setzte die israelische Armee auch am Donnerstag ihre Aktionen teilweise fort. Unter dem Schutz zweier Panzer und einer Infanterie–Einheit riß eine Planierraupe die letzten Häuser Maiduns ab, nachdem israelische Soldaten bereits am Vortag eine gesamte Häuserzeile in die Luft gesprengt hatten. Das Dorf war bereits 1986 während einer ähnlichen Militäraktion Israels von seinen Bewohnern verlassen worden und soll der „Hizbollah“ als Stützpunkt gedient haben. Wie in Jerusalem bekannt wurde, hatte Verteidigungsminister Jizchak Rabin (Arbeitspartei) ohne Konsultationen seiner Kollegen den Angriff auf Maidun angeordnet. Diese „einsame Entscheidung“ war auf scharfe Kritik mehrerer Kabinetts–Kollegen seiner eigenen Partei gestoßen, nach deren Ansicht eine Operation dieses Ausmaßes nur wenige Kilometer von den syrischen Stellungen entfernt das Risiko eines direkten Zusammenstoßes mit den syrischen Streitkräften in sich barg. Im Rundfunk verteidigte Rabin seine Anordnung und übernahm die volle Verantwortung. Die Militäroperation habe ihre Ziele erreicht, versicherte Rabin und unterstrich, die Sicherheit des israelischen Grenzgebiets, in dem wiederholt palästinensische Freischärler von Südlibanon aus Anschläge verübt hatten, ließe sich mit defensiven Mitteln allein nicht gewährleisten.

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