Nachgeklappt: Irren 250.000 Frauen?
■ Wer nicht streikte, hatte gute Gründe
Rund 250.000 Frauen leben in Bremen – sie streikten gestern nicht. Geht es ihnen zu gut? Oder sind sie am Ende zu dumm, für ihre Interessen auf die Straße zu gehen?
Wer feministisch denkt, hat gelernt, Frauen ernst zu nehmen. Wenn 250.000 Bremerinnen zur Arbeit statt zum Streik gehen – dann könnten sie gute Gründe haben, die jenseits der Vernmutung liegen, daß es immer schwer ist, die eigene miese Situation einzugestehen. Und dann auch noch öffentlich, mitten auf Bremens Marktplatz.
Nehmen wir die Frauen ernst: Sie sind zur Arbeit gegangen. Womoglich an Arbeitsplätze, die sie sich hart erkämpft haben. Womöglich auf Stellen, auf die der Kollege schon lauert. Und aus der sie mit einer Kleinigkeit, einer Friseurrechnung, aus der Kaffeekasse bezahlt, schon zu katapultieren wäre. Oder mit dem öffentlichen Eingeständnis, als Frau Probleme auf der Stelle zu haben, die sie besetzt.
Und die Angst ist nicht nur eine vor solch handfesten Dingen wie Entlassungen . Der Geschlechterkrieg läuft heute vor allem ganz subtil im Alltag ab. Und das macht es zu einem Problem, das jede einzelne Frau nach dem 8. März wieder ganz allein zu bewältigen hat. Eva Rhode
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen