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Iranischer Tag der StudentenUniversität als Widerstandsraum

Am 7. Dezember 1953 töteten Polizeikugeln drei Studenten im Iran. Sie gehörten zur Opposition gegen den Schah, der sich kurz zuvor mit Hilfe des CIA an die Macht geputscht hatte.

Am Montag, dem alljährlichen Tag der Studenten im Iran, halten Demonstranten Plakate mit Ex-Staatschef Mossadegh in die Luft, um gegen die jetztige Regierung zu protestieren. Bild: rtr

BERLIN taz Die dramatischen Ereignisse, die dem Tod dreier Studenten am 7. Dezember 1953 an der Teheraner Universität vorausgingen, wirken bis heute nach. Im August desselben Jahres wurde die Regierung von Mohammed Mossadegh, die einzige demokratische Regierung in der jüngsten Geschichte Irans, durch einen von dem amerikanischen Geheimdienst CIA organisierten Putsch gestürzt. Es war eine nationale Demütigung, die ein ganzes Volk spürte und die sechsundzwanzig Jahre später in der Revolution in der Parole "Tod den USA" zum Ausdruck kam. Auch die Besetzung der amerikanischen Botschaft 1979 und die Geiselnahme der Botschaftsangehörigen waren Akte der Rache für den Putsch, der Iran in eine Diktatur verwandelt hatte und den Schah zum Handlanger der USA machte.

Nach dem Putsch wurden hunderte Politiker, Journalisten und Studenten festgenommen. Es gab zahlreiche Hinrichtungen. Mossadegh, der die Nationalisierung der Ölindustrie erkämpft und der britischen Vorherrschaft im Iran ein Ende gesetzt hatte, wurde der Prozess gemacht. Doch das Volk leistete immer noch Widerstand. Fast täglich gab es Protestdemonstrationen und Kundgebungen. Insbesondere an den Universitäten ließen die Unruhen nicht nach.

Doch die neue Macht, der Unterstützung des Westens sicher, ließ sich davon nicht beeindrucken. Besonders provokant für die demokratische Öffentlichkeit war die rasche Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zu Großbritannien. Am 5. Dezember 1953 traf der damalige britische Botschafter Dennis Right in Teheran ein. Die Studenten protestierten dagegen, Polizeikräfte drangen auf das Gelände der Teheraner Universität vor, das bis dahin für Ordnungskräfte nicht zugänglich war. Es kam am 6. Dezember zu gewaltsamen Auseinandersetzungen und Festnahmen, die sich am nächsten Tag fortsetzten. Polizei drang sogar in die Hörsäle ein. Die Universitätsleitung und einige Professoren weigerten sich, den Lehrbetrieb fortzusetzen. Die Studenten versammelten sich auf dem Campus. Die Polizei schoss in die Menge. Die drei Studenten, Mostafa Bozorgnia, Ahmad Ghandchi und Mehdi Schariar Razawi wurden von den Kugeln getroffen. Zwei Tage danach traf der damalige amerikanische Vizepräsident Richard Nixon in Teheran ein.

Die drei ermordeten Studenten wurden zum Mythos. Doch erst die Revolution ermöglichte es, den 7. Dezember zum Tag des Studenten zu erklären. Seitdem finden jährlich an diesem Tag Gedenkveranstaltungen und Kundgebungen statt. Doch während der Gedenktag in den ersten Jahren von der islamischen Führung monopolisiert wurde, hat ihn seit einigen Jahren die demokratische Opposition für sich zurückerobert.

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3 Kommentare

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  • N
    Name

    Warum olle Kamellen? Wenn in einer deutschen Zeitung etwas zum Tag der Studenten in Iran steht, dann wird die Mehrheit der Leser nicht mal wissen/gewusst haben, dass es diesen Tag überhaupt gibt und dann kann man ruhig auch etwas ausholender darüber berichten. Der entscheidende Punkt findet sich ja am Ende, nämlich dass dieser Tag wieder Protest gegen das herrschende Regime ist.

     

    Und roja hat weitestgehend Recht, denn "uns" geht es doch wirklich nicht um die Menschen in Iran sondern um die strategische Bedeutung Irans. (Und ja, für eine Theokratie ist Iran gegenüber religiösen Minderheiten ziemlich tolerant, man sollte halt nur eine Gott und eine schriftliche Offenbarung haben...)

     

    Und dennoch, roja, gibt es auch im Westen genügend Menschen, die wirklich das Menschliche in den Vordergrund stellen und deshalb die Oppositionsbewegung in Iran moralisch unterstützen (und keinesfalls militärische Intervention der eigenen Armeen wünschen). Wenn das iranische Volk die Diktatur abschütteln könnte, sich Freiheit erkämpfen könnte und dabei nicht dem Westen in die Hände fallen würde, sondern einen neuen Weg beschreiten könnte (wie ja auch die Revolution ein neuer Weg war), dann würde ich dies sehr begrüßen. Freiheit ohne westlich-imperialistischen Kapitalismus ist nämlich die bessere Freiheit.

  • R
    roja

    @Elisabeth

    dass der iranische Islam Hass gegen andere Religionen predigt ist reine Lüge!!! Genau umgekehrt ist das aus Seiten der Jüdisch-Christlichen Zionisten. Denn im Islam sind alle Religionen die ein Heiliges Buch haben respektiert und anerkannt. Hier im Westen geht euch doch nicht um Demokratie und Menschenrechte sondern nur um Profit, ihr braucht für die Iraner keine Krokodilentrännen zu gießen. Außerdem die Zeitung Hamschahrie wurde nicht nach massiven Druck und Proteste der Bevölkerung wieder gedruckt sondern nach Überprüfung der von Gesetzen vorgegebenen Prozeduren. Hören Sie und Ihnen Ähnlichen den Iran zu dämonesieren, weil ihr eurer Einfluss in der Region verliert.

  • AE
    A. Elisabeth

    Natürlich wäre es damals besser gewesen, die USA hätten sich nicht eingemischt und den guten Mossadek einfach gelassen. Im Nachhinein ist man immer schlauer. und DARAN zweifelt ja wohl kaum einer.

    Mittlerweile geht es aber wohl doch mehr um ANDERES. Z.B. um die zahlreichen Menschenrechtsverletzungen unter der jetzigen scheindemokratischen Regierung, ihrer ausgesprochenen Feindlichkeit gegenüber anderen Religionen als dem "heiligen" Islam, hier nur als Beispiel mal folgender Fakt, um die Polarisierung Islam-Christentum aufzuweichen:

    Der Druck auf Journalisten und die freie Presse nimmt indes immer abenteuerliche Formen an. So musste die Zeitung Hamshahri - mit fast einer halben Million gedruckten Exemplaren die auflagestärkste Zeitung - wegen einer Anzeige eines Reiseunternehmens, in der ein Bild eines Bahai-Tempels in Indien zu sehen war, ihr Erscheinen für einen Tag einstellen. Erst nach massivem Druck aus der Bevölkerung, namhafter Politiker und Oppositioneller und der Hinterlegung einer großen Kaution darf Hamshahri nun bis zum Gerichtstermin weiter erscheinen.

     

    DAS ist es doch, worum es im Moment geht. Warum also mit ollen Kamellen aufwarten???