piwik no script img

Iranisch-türkischer Botschaftskrieg

■ Regierungen in Ankara und Teheran werfen Diplomaten des jeweils anderen Staates Spionage und Mord vor

Ankara/Teheran (AFP/dpa/ taz) – Die türkische Regierung hat Iran aufgefordert, vier seiner Diplomaten aus Ankara abzuziehen, weil ihre Aktivitäten nicht mit dem Diplomatenstatus vereinbar seien. Das teilte ein Sprecher des türkischen Außenministeriums gestern in Ankara mit.

Die Spannungen zwischen der Türkei und Iran waren durch Aussagen des zweifachen türkischen Journalistenmörders Irfan Cagirici vor einem Monat ausgelöst worden. Der 37jährige islamische Extremist hatte seine „Auftraggeber“ aus den Reihen iranischer Diplomaten auf ihm vorgelegten Fotos identifiziert. Die Bilder waren anschließend in der türkischen Presse publiziert worden.

Gestern erklärte ein Sprecher des türkischen Außenministeriums, die Ermittlungen zu dem Fall seien zwar noch nicht abgeschlossen, nach ersten Erkenntnissen könnten die Botschaftsangehörigen ihre Tätigkeit jedoch nicht fortsetzen.

Die Regierung in Ankara beschloß den Angaben zufolge zudem, vier türkische Diplomaten aus dem Iran abzuziehen, die von der Staatsführung in Teheran am Dienstag der Spionage beschuldigt worden waren.

Iranische Sicherheitskräfte hatten mehrere türkische Staatsbürger, die keine Immunität genossen, unter Spionagevorwurf festgenommen. Die staatliche iranische Nachrichtenagentur Irna berichtete unter Berufung auf iranische Geheimdienstkreise, türkische Diplomaten im Iran hätten die Spionageaktivitäten gedeckt. Iranische Zeitungen druckten gestern die Fotos von vier türkischen Diplomaten, darunter zwei Attachés aus den türkischen Generalkonsulaten in den Provinzhauptstädten Tabris und Urumiyeh. Laut den iranischen Medien soll es sich bei den Abgebildeten um die Auftraggeber der Spione handeln. Über Ort und Zeitpunkt der Verhaftungen wurden keine Angaben gemacht. Der Sprecher des türkischen Außenministeriums wies die Anschuldigungen gestern zurück.

Die Spannungen zwischen Ankara und Teheran hatten sich in den vergangenen Wochen verschärft, nachdem die Türkei einen Militärvertrag mit Israel geschlossen hatte. Das Abkommen wurde im vergangenen Monat während des Besuchs des türkischen Präsidenten Süleyman Demirel in Washington geschlossen. Laut iranischen Presseberichten soll es israelischen und türkischen Kampflugzeugen erlauben, im Luftraum des Vertragsparners zu fliegen. Iran und andere islamische Staaten kritisierten das Abkommen als „antiislamische Allianz“.

Kommentar Seite 10

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen