: Irangate: Doch kein Alleingang von Ex–Sicherheitsberater North
■ Newsweek:Mitarbeiter Reagans wurden von North über Waffenverhandlungen unterrichtet, Reagan kannte nicht alle Details / New York Times: Geheimes „Projekt Demokratie“
New York/Washington (afp/ dpa) - Mehrere Mitarbeiter von US–Präsident Ronald Reagan waren über den amerikanisch–iranischen Waffenhandelsskandal weitaus besser unterrichtet als bisher gemeldet. Indizien weisen auf einen Versuch hin, die Wahrheit zu verschleiern. Das berichtete das New Yorker Nachrichtenmagazin Newsweek in seiner jüngsten Ausgabe unter Anführung von Botschaften, die im Speicher des internen Computersystems des Nationalen Sicherheitsrats (NSC) gefunden wurden. Außerdem ist im Weißen Haus nach einem Bericht der New York Times schon mindestens vier Jahre vor Bekanntwerden der Iran–Contra–Affäre an einem umfassenden Projekt für geheime au ßenpolitische Vorhaben gearbeitet worden. Wie die Zeitung am Sonntag unter Berufung auf Regierungsbeamte schrieb, hatte es den Decknamen „Projekt Demokratie“. Der nach Bekanntwerden der Iran–Affäre von seinen Aufgaben im NSC entbundene Oberstleutnant Oliver North hat New York Times zufolge die Operationen des Projekts Anfang 1984 auf Anweisung des damaligen Sicherheitsberaters Robert McFarlane in die Hand genommen. Oberstleutnant Oliver North hat Newsweek zufolge dabei „nicht unabhängig gehandelt, sondern seine Vorgesetzten über seine Tätigkeiten auf dem Laufenden gehalten“. In diesem Zusammenhang nannte die Zeitschrift den zurückgetretenen NSC–Präsidenten Admiral Poindexter, den Stabschef des Weißen Hauses, Donald Regan, sowie den damaligen CIA–Chef William Casey. Regan sei fast sicher über die Bemühungen Norths unterrichtet gewesen, Gelder für den nicaraguanischen Widerstand aufzubringen. North, Poindexter und dessen Vorgänger Robert MacFarlane hätten eine Chronologie aufgestellt, nach der Präsident Reagan die erste Waffenlieferung an den Iran im August 1985 nicht genehmigt hatte. Aus den gespeicherten Informationen gehe hervor, daß der Präsident zwar auf dem Laufenden war, aber nicht von allen Details der Affäre gewußt haben konnte, selbst wenn er es gewollt hätte.
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