: Iran bereitet sich auf „Schlußoffensive“ vor
■ Angriffe an allen Frontabschnitten / Starke Truppenkonzentrationen von ca. 650.000 Mann / Der Iran boykottiert den am Freitag tagenden Sicherheitsrat der Vereinten Nationen / „Schlußoffensive“ angekündigt / In Teheran wird das Benzin rationiert
Nikosia/New York (ap/dpa/taz) Iranische Angriffe an allen Frontabschnitten des Golfkriegs und diplomatische Vorstöße der Kriegsgegner am Sitz der Vereinten Nationen in New York deuten nach Ansicht politischer Beobachter auf Vorbereitungen Irans zu einer „Schlußoffensive“ hin. Aus Kreisen westlicher Geheimdienste verlautete, daß Satellitenaufnahmen in den mittleren und südlichen Grenzregionen Irans Truppenkonzentrationen von schätzungs weise 650.000 Mann erkennen lassen. Während die iranische Nachrichtenagentur IRNA am Donnerstag von Erfolgen weiträumiger Artillerieangriffe sprach, sagte der iranische Außenminister Ali Akbar Welajati auf einer Pressekonferenz in New York, sein Land habe sich auf eine Besetzung Iraks vorbereitet, um der Regierung von Saddam Hussein eine völlige Niederlage zu bereiten. Am Vorabend einer Sitzung des Weltsicherheitsrates über den Golfkrieg erklärte Velayati, die UNO–Delegation seines Landes werde den Diskussionen des Rates so lange fernbleiben, bis die Vertreter der 15 Ratsmitglieder ihren „proirakischen“ Standpunkt „berichtigten“. Der Außenminister kündigte vor der UNO–Vollversammlung ein baldiges Kriegsende und die „Bestrafung des aggressiven Regimes von Irak“ an. Irak hatte am Mittwoch zusammen mit sechs anderen arabischen Staaten und der Organisation der Arabischen Liga eine Dringlichkeitssitzung des UNO–Sicherheitsrates beantragt und diesen mit iranischen Drohungen einer neuen Offensive im Golfkrieg begründet. In der vorigen Woche waren irakische Ölinstallationen bei Basra durch iranische Artillerie getroffen und damit der irakische Ölexport nach Saudi Arabien unterbrochen worden. Nach Angaben amerikanischer Presseagenturen hat die Volksrepublik China 50 Jagdbomber des Typs Xian J–7 an den Iran geliefert. Unklar blieb, ob auch chinesische Ausbilder für die iranische Luftwaffe tätig wurden. Die Xian J–7 Maschine ist dem sowjetischen Mig 21 Typ vergleichbar und könnte die bisherige irakische Luftüberlegenheit nach Einschätzung westlicher Spezialisten durchaus abbauen. Unterdessen wird mit Wirkung vom Freitag im Iran das Benzin rationiert. Dies meldete der Teheraner Rundunk am Donnerstag unter Berufung auf Ölminister Gholamresa Akasedeh. Die Maßnahme wurde damit begründet, daß „strategische Vorräte“ gespart werden müßten. Sie werde gelockert, wenn sich die Lage bei der Vorratshaltung von Benzin verbessert habe.
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