: Irak droht Diplomaten in Kuwait
■ Saddam Hussein fordert ultimativ die Schließung aller westlichen Botschaften in Kuwait bis Freitag Weitere Ausländer, darunter auch Deutsche, in Kuwait und im Irak an unbekannte Orte verschleppt
Nikosia (ap/taz) - Die Regierung in Bagdad hat ihre Drohungen gegen Staatsbürger westlicher Staaten in Kuwait und im Irak am Montag auch auf Diplomaten dieser Länder ausgedehnt. In einer von der irakischen Nachrichtenagentur 'ina‘ verbreiteten ultimativen Aufforderung des Außenministeriums hieß es, alle ausländischen Botschaften in Kuwait müßten bis zum Freitag geschlossen werden, andernfalls würden die Diplomaten wie die übrigen Ausländer dort und im Irak behandelt.
Bereits am 9.August hatte die irakische Regierung den ausländischen Vertretungen in Kuwait mitgeteilt, daß sie bis zum 24.August nach Bagdad verlegt werden müßten. Der britische Außenminister Douglas Hurd erklärte daraufhin, daß Großbritannien sich nicht an diese Anweisung halten werde.
Das britische Außenministerium hatte kurz zuvor mitgeteilt, daß am Sonntag weitere 82 Briten aus einem Hotel in Kuwait verschleppt worden seien. Den Aufenthaltsort von 48 der Betroffenen kenne man inzwischen, von den übrigen fehle jede Spur, hieß es. Bereits am Samstag waren 41 Briten aus einem Hotel in Kuwait abtransportiert worden. Im irakisch besetzten Kuwait werden rund 4.000, in Irak selbst etwa 500 Briten festgehalten. Sie stellen damit die mit Abstand größte Gruppe der Ausländer, die das Krisengebiet nicht verlassen dürfen.
Auch insgesamt elf der 740 in der Region verbliebenen Deutschen sind bisher im Krisengebiet mit unbekanntem Ziel verschleppt worden. Neben den drei am Sonntag verschleppten Personen aus Kuwait seien, nach Informationen aus dem Bonner Krisenstab, auch die acht Bundesdeutschen verschwunden, die nach der irakischen Invasion in Kuwait nach Bagdad entführt und dort in einem Hotel festgehalten wurden. Das französische Außenministerium erklärte, daß 33 der Franzosen, verschleppt wurden.
Nach einem Bericht der Fernsehanstalt CBS gelang es einer Gruppe von 35 AmerikanerInnen aus einer Diplomatensiedlung Bagdads zu entfliehen, um nicht von den Irakern auf die militärisch wichtigen Punkte des Landes verteilt zu werden. Vorausgegangen war die Aufforderung ihrer Regierung, nicht den Anordnungen der irakischen Behörden zu folgen. Washington empfahl außerdem AmerikanerInnen in dem Nachbarland Iraks, Jordanien, freiwillig das Land zu verlassen.
Großbritannien und die Vereinigten Staaten hatten am Sonntag das Angebot des irakischen Präsidenten Saddam Hussein zurückgewiesen, der in einem Fünfpunkteprogramm angeboten hatte, die festgehaltenen rund 12.000 westlichen Ausländer im Gegenzug für die Beendigung der Wirtschaftsblockade und den Abzug der amerikanischen Truppen aus der Golfregion ausreisen zu lassen. Danach sollte die UNO der amerikanischen Truppen garantieren und eine Friedenstruppe die Sicherheit Saudi-Arabiens gewährleisten. Der Sprecher des Weißen Hauses, Marlin Fitzwater, lehnte den Vorschlag ab: Saddam Husseins Angebot enthalte keine neuen relevanten Vorschläge und gehe nicht auf die von den Vereinten Nationen und der Arabischen Liga erhobene Forderung nach nach einem Abzug der irakischen Truppen aus Kuwait ein.
Derweil geht die Evakuierung anderer Ausländergruppen aus dem Irak weiter. Nachdem schon am Sonntag ein Teil der in Irak befindlichen Schweden, Österreicher, Portugiesen, Schweizer und Finnen das Land verlassen durften, ein anderer Teil aber bleiben mußte, „bis geklärt ist, wie sich diese Länder in der Frage des Boykotts des Irak verhalten“, durften seit Sonntag die ersten 97 Chinesen das Land verlassen. Auch Taiwan hat bislang 140 Personen aus dem Irak bringen können. Mit Hilfe der malaysischen Botschaft in Bagdad wurden eine Philippinerin, zwei Staatsbürger aus Singapur und eine Indonesierin gemeinsam mit 65 Malaysiern mit Bussen aus dem Irak nach Amman gebracht.
UNO-Generalsekretär Javier Perez de Cuellar teilte unterdessen in der chilenischen Hauptstadt Santiago mit, daß er auf Wunsch Saddams zwei hohe Mitarbeiter der UNO nach Bagdad entsenden. Die Beauftragten würden am Montag abend oder am Dienstag morgen in der irakischen Hauptstadt eintreffen.
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