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Investitionsstau auf der SchieneAufbruchstimmung vor Bahnsanierung

Der Bund sichert weitere Milliarden für die Deutsche Bahn zu. Fahrgäste können schrittweise auf mehr Zuverlässigkeit hoffen – doch es gibt Haken.

Bauarbeiten an den Gleisen der Riedbahn, der Bahnstrecke zwischen Frankfurt und Mannheim Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Berlin taz | Ein jahrelanges Sanierungsprogramms soll den Investitionsstau bei der Deutschen Bahn auflösen. „Es wird besser werden, Schritt für Schritt“, versprach Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) am Freitag auf dem Schienengipfel in Frankfurt. Einen Grund für die Zuversicht hat er mit im Gepäck. Für die Generalsanierung gibt der Bund 40 Milliarden Euro zusätzlich, 12,5 Milliarden davon als zusätzlichen Eigenkapital für die Deutsche Bahn. So stehen bis Ende 2027 rund 83 Milliarden Euro für das bisher größte Modernisierungsprogramm aller Zeiten bereit.

Geplant ist die Generalsanierung der wichtigsten Korridore. Den Auftakt bildet die chronisch überlastete Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim. Die Strecke wird dafür 2024 monatelang gesperrt. Das neue Konzept sieht Bauarbeiten in einem Rutsch vor, statt bisher punktueller Ausbesserungsarbeiten, die immer wieder neue Baustellen erforderten. Schon mit dem ersten Projekt erhofft sich die Deutsche Bahn deutliche Verbesserungen, denn jeder fünfte Fernverkehrszug passiert die Riedbahn.

2025 folgt die Sanierung zwischen Hamburg und Berlin sowie zwischen Emmerich und Oberhausen. Ein Jahr später stehen sechs Erneuerung an, darunter die Strecken von Hamburg nach Hannover und von Nürnberg nach Regensburg. Die komplette Liste hat das Bundesverkehrsministerium veröffentlicht.

Hochleistungsnetz über das gesamte Land

Ende des Jahrzehnts soll so über das gesamte Land ein Hochleistungsnetz gespannt werden. Bis dahin müssen sich die Fahrgäste in den betroffenen Regionen allerdings auf neuerliche Einschränkungen einstellen. So müssen die Nahverkehrsanbieter entlang der Riedbahn zum Beispiel einen Ersatzverkehr mit Bussen auf die Beine stellen. Fernverkehrszüge werden umgeleitet.

Das bedeutet für die Kunden längere Reisezeiten. „“Es wird viel Wehklagen geben“, so die Staatssekretärin im Verkehrsministerium, Susanne Henckel, „aber wir brauchen die Hochleistungsstrecken.“ Zudem will der Bund auch dutzende Bahnhöfe modernisieren. An den Stationen sollen beispielsweise auch Parkhäuser für Fahrräder errichtet werden.

Zufrieden zeigt sich die Bauindustrie. „Nach dem heutigen Tag werden wir investieren in Mensch und Maschine“, kündigt Peter Hübner, Präsident des Branchenverbands an. Jetzt sei die notwendige Planungssicherheit gegeben.

Ob das Megaprogramm tatsächlich reibungslos umgesetzt werden kann, ist mit einigen Fragezeichen versehen. So steht die Finanzierung nur bis zum Jahr 2027. Wie es danach weiter geht, wird erst die nächste Bundesregierung entscheiden. Auch muss die EU-Kommission noch der Erhöhung des Eigenkapitals der Deutschen Bahn zustimmen. Schließlich steht die Bauwirtschaft vor einer großen Herausforderung. Sie muss genügend Fachkräfte auftreiben und in Anlagen investieren, um die Großaufträge abzuarbeiten.

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3 Kommentare

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  • Gebraucht werde vor allem mehr Gleise und Weichen. Vom Güterverkehr ist überhaupt keine Rede. Das ganze Geld wird nicht viel bewirken, solange dieser unfähige und völlig überbezahlte Bahnvorstand im Amt ist. Dasselbe gilt natürlich für den Aufsichtsrat. Der Fisch stinkt bekanntlich immer vom Kopf her.

  • 1G
    14397 (Profil gelöscht)

    Zugeschnitten für Fahr"gäste" im Fernverkehr und auf den Hochgeschwindigkeitstrecken (wo die Deutsche Bahn Geld verdient).



    Die überwiegende Mehrheit der Bahnkunden, die täglich als Pendler etc. im Regional- und S-Bahnverkehr unter den Zumutungen der Bahn leiden, gehen leer aus. Aber von der sozial und ökologisch realitätsverdrehenden FDP und Autominister Wissing war leider nichts anderes zu erwarten.

    • @14397 (Profil gelöscht):

      Regionalverkehr ist Sache der Landesregierung. Die Bundesregierung hat damit nichts zu tun.