Invasion gebietsfremder Pflanzen: Gärtner gegen Einwanderer
Gebietsfremde Pflanzen können Menschen und Ökosysteme bedrohen. Der Gartenbau-Verband will sie stoppen und verabschiedet eine Selbstverpflichtung.
DORTMUND taz Die deutschen Gärtner wollen stärker gegen das Einschleppen gebietsfremder Pflanzenarten vorgehen. Heute unterzeichnet der Zentralverband Gartenbau im Bundesumweltministerium eine Selbstverpflichtung zum Schutz vor sogenannten invasiven Arten. Diese können die heimische Artenvielfalt bedrohen und verursachen oft hohe Beseitigungskosten.
Zusammen mit dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) hat der Zentralverband für seine 25.000 Mitglieder Empfehlungen zum Umgang mit rund 40 invasiven Pflanzen erarbeitet. "Das reicht bis zur Aufforderung, einzelne Arten aus dem Sortiment zu nehmen", sagt Hans-Joachim Brinkjans vom Zentralverband. Bei anderen Problempflanzen genüge es aber, die Blüten abzuschneiden und nicht wild zu kompostieren.
Zu den gefährlichsten invasiven Pflanzen gehört der Riesen-Bärenklau, eine bis zu fünf Meter hohe Staude, deren Saft schwere Hautentzündungen verursachen kann. Der Schädling, der sich durch Imkereien und Gärten in Deutschland verbreitet hat, verursacht jährlich Kosten von rund elf Millionen Euro für ärztliche Maßnahmen und die Bekämpfung, schätzt das BfN. In neuen Katalogen von Gärtnereien soll der Riesen-Bärenklau nicht mehr auftauchen.
Aufhalten wird man die Pflanze mit der neuen Vereinbarung aber nicht. "Für die Arten, die bereits verbreitet sind, bringt das nichts mehr", kritisiert Ulrich Heink, Pflanzenökologe an der TU Berlin. Die neue Vereinbarung sei darum "der zweite Schritt vor dem ersten". Neue Arten würden oft zu spät und nur halbherzig bekämpft.
Fremde Arten kommen in Deutschland immer häufiger vor (taz vom 18. 4.). Das BfN schätzt die Zahl der etablierten Neuankömmlinge im letzten Jahr auf rund 360, mit steigender Tendenz. Im internationalen Biodiversitäts-Übereinkommen hat sich die Bundesregierung verpflichtet, die einheimische Flora vor gefährlichen gebietsfremden Spezies zu schützen. Fachleute fordern ein besseres Überwachungssystem und schärfere Gesetze, um invasive Arten aus dem Handel zu beseitigen.
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