Intrigen an der Elbe: CDU bekriegt sich weiter

Nach dem Listen-Aus für den Wandsbeker CDU-Chef Frank Schira sinnen seine Getreuen auf Rache. Doch der Kreisverband hat sich selbst entmachtet und ist gespalten

Parteiinterne Kontrahenten: die CDU-Politiker Frank Schira (rechts) und Marcus Weinberg. Bild: dpa

Der Rauch war noch nicht abgezogen, da eröffneten die Verlierer des CDU-Landesparteitags den verbalen Rachefeldzug. Gerade war Wandsbeks Kreischef Frank Schira mit dem Versuch gescheitert, seine chancenarme Wahlkreiskandidatur für den Bundestag über die Landesliste abzusichern, da lancierten Wandsbeker CDU-Funktionäre via Hamburger Abendblatt eine unverhohlene Kampfansage an die Hamburger Parteispitze.

Adressat ist das Führungsduo der Partei, Landeschef Marcus Weinberg und Fraktionschef Dietrich Wersich, der voraussichtliche CDU-Spitzenkandidat bei der kommenden Bürgerschaftswahl. Es sei nicht „sicher, dass Weinberg im kommenden Jahr als Landesvorsitzender wiedergewählt wird“ und zudem gäbe es auch „keinen Bürgermeisterkandidaten“ ließen sich Wandsbeker Unionsfunktionäre zitieren. Im Klartext: Wersich und Weinberg, die als Modernisierer der Hamburger Union gelten, sollen von der CDU-Spitze geräumt werden.

Als „leere Drohung“ bewertet ein Eimsbüttler CDU-Funktionär die innerparteiliche Kriegserklärung aus Hamburgs größtem Bezirk. Denn der einst machtvolle Kreisverband Wandsbek, gegen den jahrelang in der Hamburger Union keine Politik zu machen war, sei „zunehmend isoliert und intern tief gespalten“. Das sei, so der Eimsbüttler, „das Werk Schiras und seines Wadenbeißers Karl-Heinz Warnholz“.

Schira, der als Fraktionschef die schwarz-grüne Koalition mit gegen die Wand fuhr, ist in weiten Teilen der CDU extrem unbeliebt. „Inhaltsleer, extrem intrigant und nur auf seine eigene Karriere bedacht – das ist Schira“, charakterisiert ein altgedienter Altonaer CDUler den gescheiterten Kandidaten. Dass dieser zwei Kontrahenten um die Bundestags-Direktkandidatur in Wandsbek trickreich ausbootete, spaltete den Parteikreis in Nord und Süd, seine Kandidatur für die Landesliste nun die gesamte Partei. Mit denkbar knappen neun zu acht Stimmen hatte ihn der CDU-Wahlausschuss für Platz vier der Landesliste nominiert, weil Kandidaten aus dem mächtigen Kreis Wandsbek schon immer auf einem aussichtsreichen Listenplatz abgesichert wurden.

Doch die Basis folgte dem Votum nicht und gab dem stark auf die 70 zugehenden Auslaufmodell Dirk Fischer aus dem Kreis Nord – den diverse Parteimitglieder gern in Rente geschickt hätten – den Vorzug vor Schira. „Viele hätten auch einen Besenstiel gewählt, um Schira zu verhindern“, sagt einer, der selbst notgedrungen für Fischer votierte.

Während Schira und Warnholz in der CDU weiter an Einfluss verlieren, gehen Wersich und Weinberg aus dem Parteitag gestärkt hervor. Wersich, der wegen dauernder Intrigen aus Wandsbek vor wenigen Wochen nach Informationen der taz kurz vor dem Rücktritt als Fraktionschef stand, sieht seine Gegenspieler nun am Boden.

Auch Weinberg ist durch Schiras Machtverlust gestärkt, selbst wenn er nach dem Parteitag Kritik von allen Seiten erntete. Er hätte sich stärker einsetzen müssen, dass der Vorschlag des Wahlausschusses durchkommt, grantelten die Schira-Getreuen. Die Schira-Gegner aber mokierten sich darüber, dass Weinberg Schira nicht schon vorher ausgebremst und der Elb-Union das Wahldesaster erspart hatte. Ihr Vorwurf: Führungsschwäche.

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