: Intifada erstarkt
■ Nach Mord planen Israelis harte Bestrafungsmaßnahmen
Tel Aviv (taz) — In Israel muß man sich nach Ansicht politischer Beobachter auf eine Intensivierung der Intifada einstellen. Denn falls die harten Maßnahmen, die Verteidigungsminister Arens zur kollektiven „abschreckenden Bestrafung“ der Bewohner des Flüchtlingslagers El-Bureij im besetzten Gazastreifen fordert, tatsächlich umgesetzt werden sollten, ist eine Eskalation der Intifada unausweichlich. Ein hochrangiger Offizier bestätigte, daß Arens plane, sowohl alle Häuser von Palästinensern, die an der Ermordung des 46jährigen israelischen Soldaten Amnon Pomeranz im Lager El-Bureij beteiligt waren, als auch diejenigen Häuser, die in der Umgebung des Tatortes liegen, „in ihre Bestandteile“ zu zerlegen. Die Armeeführung empfahl dem Verteidigungsminister darüber hinaus, alle Palästinenser, die an der Steinigung und Verbrennung des israelischen Soldaten in irgendeiner Form teilnahmen, zu deportieren.
Nach israelischen Angaben waren an der Tötung des Soldaten mehrere Dutzend Personen beteiligt. Dies hieße, daß von der Bestrafungsaktion eine große Zahl von Lagerbewohnern betroffen wären. Mehreren Familien ist angeblich bereits mitgeteilt worden, daß ihre Häuser für eine Sprengung vorgemerkt seien. Pläne der israelischen Armee sähen überdies eine Verbreiterung der durch das Lager führenden Hauptstraße und zusätzliche Beobachtungsposten vor. Der Abriß von Wohnhäusern käme dabei durchaus zupaß. Lagerbewohner, die „abwesend“ sind oder nach der Ermordung des israelischen Soldaten flohen, werden nun auf einer Suchliste der Armee geführt. Mehr als 30 Tatverdächtige wurden bislang festgenommen.
Gegenwärtig prüfen Rechtsberater der Armee die geplanten Bestrafungsmaßnahmen. Nach der Vierten Genfer Konvention ist die Deportation von Bewohnern allerdings ebenso untersagt wie die Zerstörung ihrer Häuser. Eine sofortige Sprengung von Häusern gilt zumindest solange als unwahrscheinlich, bis die Betroffenen den Obersten Gerichtshof angerufen haben. Amos Wollin
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