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Interview„Kein Nullsummenspiel“

■ Umweltsenator Fritz Vahrenholt über den Norwegen-Stromvertrag

taz: Im Zusammenhang mit den Norwegen-Verträgen sprechen die HEW nur noch von Stromaustausch zwischen den beiden Partnern. Von einem Energie-Import, der einen Atommeiler ersetzen könnte, ist nicht mehr die Rede.

Vahrenholt: Es handelt sich nicht um ein Nullsummenspiel. Neben dem Austausch von 1500 Gigawattstunden Strom liefert Norwegen weitere 500 Gigawattstunden an die HEW. Das heißt: Wenn eines der Kernkraftwerke abgestellt wird, kann die Energielücke durch Wasserkraft statt durch ein neues Kohlekraftwerk geschlossen werden.

Sie haben schon mal klarer formuliert: Wenn der Norwegen-Strom komme, müßten die HEW ein Atomkraftwerk vom Netz nehmen, um nicht gegen ihre Satzung zu verstoßen.

Die Satzung fordert das, und durch den Norwegen-Vertrag werden die Voraussetzungen geschaffen, um ein Kernkraftwerk zu ersetzen. Ob letztendlich aber ein Kernkraftwerk abgeschaltet wird oder vor dem Hintergrund der drohenden Klimakatastrophe Kohlekapazitäten abgebaut werden, muß nicht heute entschieden werden. Durch die Nutzung der norwegischen Wasserkraft erhöhen wir den Anteil der regenerativen Energien an der Hamburger Stromversorgung in einem Maße, das selbst mit aufwendigen Förderprogrammen für Windkraft und Photovoltaik unrealistisch bleiben würde.

Da die HEW sich verpflichten, im Austausch für die Wasserenergie gewaltige Mengen Strom nach Norwegen zu liefern, kann der Vertrag auch als langfristige Bestandsgarantie für die Atommeiler gesehen werden.

Das sehe ich nicht so. Es gibt ja keinen Vertrag zwischen dem Kernkraftwerk Krümmel und dem norwegischen Stromkonsortium, sondern einen zwischen den HEW und Norwegen. Die HEW werden Strom aus ihrem Kraftwerkspark oder aus dem Verbund liefern. Um Norwegen die vereinbarten Strom-Mengen zu liefern, kann es allerdings vorkommen, daß die Stromproduktion der Kernkraftwerke nachts nicht so stark heruntergefahren wird, wie das zur Zeit der Fall ist.

Sie werden der Vereinbarung also zustimmen?

Ja. Ich kann mir nichts besseres vorstellen. Es wird von Hamburger Seite keine Probleme geben. Und ich hoffe, daß auch die norwegische Regierung den Vertrag diesmal absegnet.

Fragen: Marco Carini

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